Bremer gegen islamische Verfassung

US-Verwalter in Irak droht Veto gegen Scharia an. Bei der Explosion einer Bombeauf einem Schulhof stirbt ein Kind. Polizeichef von Falludschah festgenommen

BAGDAD ap/dpa ■ US-Zivilverwalter Paul Bremer hat gestern seinen Widerstand gegen den Entwurf für eine irakische Übergangsverfassung angedroht. In der aktuellen Version werde der Islam zur Staatsreligion und Inspirationsquelle für die Gesetze erhoben. Sollte das von der US-Zivilverwaltung eingesetzte Verfassungsgremium die Scharia als Rechtsgrundlage festschreiben, könne er die Verfassung blockieren, sagte Bremer: „Die Verfassung kann nur in Kraft treten, wenn ich sie unterzeichne.“

Bremer sprach sich bei der Eröffnung eines Frauentreffpunkts in Kerbela ferner für eine starke Repräsentation der Frauen in der Übergangsregierung aus. Viele irakische Frauen fürchten, eine islamische Verfassung könnte ihre Rechte stark einschränken. Über eine dauerhafte Verfassung soll nach dem Willen Washingtons nicht vor 2005 abgestimmt werden. Auf den endgültigen Text werden die USA indes keinen großen Einfluss mehr haben, da es ab Juni eine souveräne Regierung geben soll.

Erstmals ist gestern auf einem Schulhof in Bagdad eine Bombe detoniert. Ein Kind wurde getötet, zwei weitere verletzt. Die irakische Polizei fand auf dem Schulhof im schiitischen Viertel Kadhamija einen zweiten Sprengsatz und rief US-Experten zu Hilfe. Zu Tätern und Motiv gab es zunächst keine Angaben. Als am Morgen ein Sprengsatz neben einem Konvoi explodierte, kam ein US-Soldat ums Leben. Ein weiterer US-Soldat starb bei einem Angriff in Akuba.

Indes haben US-Soldaten den Polizeidirektor von Falludschah festgenommen. Er hatte seinen Posten vorigen Freitag, einen Tag vor dem blutigen Sturm auf die Polizeiwache der Stadt, nach Angaben der US-Armee ohne Erlaubnis verlassen. Bei dem Angriff kamen insgesamt 37 Menschen ums Leben.