Hitliste der Kapitalvernichter

Aktionärsschützer prangern auch sechs DAX-Firmen an: „Schlechtes Management“

BERLIN taz ■ Die Börsen erholen sich langsam wieder, für einige Unternehmen im Deutschen Aktienindex DAX gilt das nicht. Auf der Rangliste der 50 größten Kapitalvernichter sind sie 2004 sogar stärker vertreten als im vergangenen Jahr: Als schlechtester DAX-Wert rangiert die Allianz auf Platz 28, weitere Verlierer sind die Münchner Rück (Platz 29), die HypoVereinsbank, die TUI (Platz 38), die Deutsche Telekom (Platz 41) sowie der Pharmakonzern Bayer auf Platz 50.

Absoluter Spitzenreiter der Negativliste, die die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) gestern in Berlin vorstellte, ist die Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft WCM mit einem Wertverlust pro Aktie von 58 Prozent für 2003. Auch im Fünfjahresvergleich hatte das Frankfurter M-DAX-Unternehmen am schlechtesten abgeschnitten. Den zweiten Platz belegte der Windparkbauer Plambeck. Auf dem dritten Platz landete die Softwarefirma Intershop AG.

In vielen Fällen gingen die Kursverluste auf Fehlentscheidungen des Managements zurück, erläuterte DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker. Insgesamt sei die Situation aber „längst nicht mehr so dramatisch wie noch vor einem Jahr“. Was die Negativliste nicht verrät, ist der Kapitalverlust in absoluten Zahlen. Außerdem sind Unternehmen, die seit dem letzten Rating in die Insolvenz gingen, nicht mehr auf der Liste zu finden.

Ob DSW-Chef Ulrich Hocker die richtige Instanz ist, um den moralischen Zeigefinger zu heben, mag man bezweifeln. Er selbst saß jahrelang im Aufsichtsrat eines großen Kölner Wertevernichters, der Immobilienholding CBB. Mehrere tausend geschädigte Anleger erwägen derzeit eine Klage.

DANIELA ENGLERT