Das Straßenbild

Die Reklamerezension. Heute: Da lacht der BH-Fetischist – Ruhrpottfrauen komatös vorm Kotten

Haaaallo. Aufwachen, junge Frau! Aufstehn! Haben Sie denn nicht den Leipziger Jubel vernommen? Tsss … Komatöses Ding, ratzt einfach weiter. „Vor Freude auf Olympia“ hat es sie glatt aus den Schuhen gehauen, auf dem Rasen vor ihrem kleinen Kotten. Immerhin, es scheint ein schöner Traum zu sein.

Die ehemaligen Kohlenpottis, die ja bekanntermaßen inzwischen alle ausnahmslos Versicherungsangestellte, Webdesigner oder gar Imagecampaigner geworden sind, statt altbewährt und traditionsbewahrend einzufahren, um das schwarze Gold ans Tageslicht zu schaffen, diese Kohlenpottis müssen sich Olympia jetzt wieder von der Backe schminken. Wie die Stuttgarter, die Frankfurter, die Hamburger. Aus der Traum, in Herne in die Wanne zu schauen, um den Schmetterlingsschwimmerinnen zuzujubeln, in Gladbeck einmal statt Geiselgangster Scheibenschützen zu bestaunen und, statt auf der B1 im Stau zu stehen, dortselbst Marathonläufern Erfrischungen zu reichen. Haben Sie gehört, junge Frau? Aus die Maus.

Schluss ist jetzt auch mit dem hoch ominösen bunten Strichcode, den sich Werbespezialisten (aus Frankfurt? aus Stuttgart? doch wohl keine aus der Region?) für die Olympiabewerbung von Düsseldorf-Rhein-Ruhr ausgedacht haben. Hören Sie, junge Frau, das können Sie sich in Zukunft wieder schenken, Ihre Wäsche auf der Leine vor dem Kotten in exakt der Farbreihenfolge aufzuhängen, die die Werbestrategen aus welchen Gründen auch immer ersonnen haben.

Aufwachen! He, junge Frau, wenn Ihnen Ihr feuerroter BH wert und teuer ist, sollten Sie jetzt die Augen aufschlagen. Da ist ein junger Mann, der will Ihnen an die Wäsche. Wörtlich! Wie? Das ist Ihnen egal, das ist kein Sport-BH? Och, Mööönsch, Mädchen, dann träum doch weiter. 2016 ist ja auch noch ein Jahr. LUTZ DEBUS, REINHARD KRAUSE