Keine Demo-Müdigkeit vortäuschen

Unter dem Motto „Nein zum Krieg“ findet am Montag der Ostermarsch statt. Die Friedensbewegung soll weitergehen. Auch Berlins Schüler wollen sich weiter gegen Aufrüstung und für mehr Geld im Bereich Bildung einsetzen

Es ist wieder ruhig geworden auf den Straßen, und auf den Plakaten geht es wieder grundsätzlicher zu. „Gegen den Irakkrieg“ wird verdrängt durch ein „Gegen Krieg“. Die Einheitsfront in der bunten Welt der Friedensinitiativen ist zerstoben, nun fordern sie wieder das, was ihnen jeweils am wichtigsten scheint. Nur eines fordern die Aktiven im Chor: Es muss weitergehen, ob mit oder ohne Massenbewegung.

Unter dem Motto „Nein zum Krieg“ wollen die Friedensfreunde beim traditionellen Ostermarsch dazu aufrufen, auch weiterhin keine Politik des Angriffskrieges zu unterstützen. Keine Nutzung von Militärbasen in Deutschland und keine Überflugrechte, das seien die Forderungen, erklärt Laura von Wimmersperg von der Friedenskoordination Berlin. In diesem Rahmen sollen ökonomische Aspekte und Machtverhältnisse stärker diskutiert werden. Deutschlands Position sei ein wichtiger Punkt in der Diskussion der Friedensbewegung, findet die junge Organisatorin. Damit wollen die Macher auch an den Forderungen der österlichen Friedensmärsche anknüpfen. Ab 1982 erlebte die Ostermarschbewegung, die ursprünglich in den 50er-Jahren in Großbritannien entstand, mit der Debatte über die Nachrüstung der Nato ihren Höhepunkt. Mit dem Ende des Kalten Krieges ließ das Interesse an den Ostermärschen zunächst nach. In diesem Jahr sollen Aufrüstung und der Umgang mit Massenvernichtungswaffen erneut thematisiert werden. „Es kann nicht sein, dass weiterhin aufgerüstet wird und in wichtigen Bereichen wie Bildung gespart wird“, kritisiert die junge Frau die Rückkehr des Krieges in die Politik.

Die Berliner AKKs, die Anti-Kriegs-Komitees an den Schulen, schließen sich den Forderungen an. „Es geht nicht nur um den Irakkrieg“, meint Doreen Ullrich von „Schülerinnen und Schüler gegen den Krieg“. „Krieg und Sozialabbau hängen eng zusammen und das betrifft uns Jugendliche.“ Sie wird am Ostermarsch teilnehmen.

Kaum einer der Organisatoren kann sagen, wie viele Demofreudige am Montag wirklich kommen werden. Nur dass es weitaus weniger sein werden als noch die 15.000 des Vorjahres, scheint allen gewiss zu sein. „Die zahlreichen Demos der letzten Wochen und die politischen Entwicklungen werden viele abhalten“, befürchtet Wimmersperg.

Lange politische Reden soll es beim Ostermarschprogramm nicht geben, statt Abschlusskundgebung gibt es um 15 Uhr ein Konzert auf dem Mariannenplatz. „Wir wollen nicht wiederholen, was schon 100-mal gesagt worden ist“, heißt es bei der Friedenskoordination. Los geht’s vom Platz der Vereinten Nationen aus. Dies nicht ohne Hintergedanken: „Wir weisen darauf hin, dass die Bedeutung der UN gefestigt ist und weiter wachsen muss“, so von Wimmersperg.

Über die Jannowitzbrücke verläuft die Route Richtung Mariannenplatz, wo mit buntem Bühnenprogramm, von türkischem HipHop von Aziza-A bis zu jazzigem Afroblues von Abdourahmane, die Internationalität der Bewegung betont werden soll.

LUCIA JAY