Jara muss weiter Rätsel raten

Mit dem 1:1 bei 1860 München ist HSV-Coach Kurt Jara dem Lösungswort für den UEFA-Cup noch immer nicht näher gekommen. Seit November vergangenen Jahres wartet der HSV auf einen Auswärtssieg – und niemand weiß, warum

von FRANK SCHLIEDERMANN

Die zermarternden Gedanken bei der Suche nach der richtigen Lösung können Rätsel zu einer haareraufenden Angelegenheit werden lassen. Ein Zeitvertreib, den ältere Mitbürger als Hirn-Jogging schätzen. Für ausgedehntes Kopf-Training hat HSV-Coach Kurt Jara allerdings kaum Zeit. Angesichts der mangelnden Auswärtsstärke seines Teams, das seit November 2002 auf einen Sieg in der Ferne wartet, bleibt Jara nach dem erneut sieglosen Spiel bei 1860 München (1:1) nun aber kaum eine andere Möglichkeit, als in den Tiefen seines Gehirns nach einer Lösung zu suchen, um dem HSV die gewünschte UEFA-Cup-Teilnahme tatsächlich zu sichern.

„In einem Auswärtsspiel müssen wir unbedingt gewinnen“, lautet Jaras allzu nahe liegender Lösungsansatz, dem angesichts des „Riesenrätsels, wenn man unsere Heim- und Auswärtsspiele vergleicht“, dringend fußballerische Akzente in der Ferne zugefügt werden sollten. Einen Grund für die schwächeren Auswärtsauftritte sieht der Österreicher in der Psyche seiner Spieler. „Es ist keine Angst, aber Verkrampfung: 'Können wir das Ziel überhaupt erreichen?'“, sagt der Coach, dessen Team in der Spitzengruppe unbekanntes Terrain betritt: „Das ist die Mannschaft seit drei Jahren nicht mehr gewohnt.“ Im Saisonfinale darf der HSV noch drei Mal zu Hause auflaufen, zwei Mal muss er auswärts ran: In Cottbus und in Bochum. „Da müssen wir ganz anders auftreten“, fordert der Trainer, der mit der Gesamtbilanz zufrieden ist: „Wenn man schaut, wo wir nach 15 Spieltagen gestanden haben, dann ist das sehr gut, wo wir jetzt stehen.“

Trainer Kurt Jara hatte bewusst auf Spielmacher Rodolfo Cardoso verzichtet, um mit Naohiro Takahara einen weiteren konterstarken Stürmer neben Bernardo Romeo und Mehdi Mahdavikia aufzubieten. Letzterer vergab eine gute Gelegenheit (24.), als er freistehend aus 16 Metern an Löwen-Torwart Simon Jentzsch scheiterte. Zehn Minuten später gingen die Münchner durch einen Treffer von Martin Max (36.) nach einer kollektiven Unachtsamkeit in der Hamburger Abwehr in Führung.

Da der sonst so treffsichere HSV-Stürmer Romeo mit seinen wenigen Möglichkeiten zu fahrlässig umging, musste Abwehrspieler Milan Fukal mit seinem ersten Saisontor (65.) die europäischen Ambitionen des HSV retten. Während der HSV weiter auf den UEFA-Cup-Platz hoffen kann, ist dieser Traum für die Löwen ausgeträumt. „Ein Punkt ist zu wenig“, so Nationalspieler Benjamin Lauth. Nach Ansicht von 1860-Coach Falko Götz ist trotz des Acht-Punkte-Rückstands „der UEFA-Cup noch möglich“. Verteidiger Torben Hoffmann unterstützt seinen Trainer: „Wir dürfen den Kopf jetzt nicht in den Sand stecken.“

Eine Strauß-Mentalität, die auch HSV-Trainer Kurt Jara beim Lösen seines Auswärtsrätsels vermeiden sollte.