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Ewiger Friede nicht in Sicht

Steigt auch 2003 die Vision-Parade? Ob am 21. Juni zum zweiten Mal über 100.000 RaverInnen über den Osterdeich wogen, ist offen

taz ■ „Eternal Peace“ soll oben drüber stehen – über der zweiten Bremer Techno-Parade, die Veranstalter Kolja Beckmann, wie vor einem Jahr auch, über den Osterdeich rollen lassen will.

Ganz so friedlich ist der Kontakt zwischen ihm und der Genehmigungsbehörde derzeit allerdings nicht: Das Bau- und Umweltressort steht der Vision-Parade, die im vergangenen Jahr über 100.000 tanzwütige Technofans nach Bremen lockte, ablehnend gegenüber. Im Ostertor- und Steintorviertel seien zu viele Baustellen, Flucht- und Rettungswege dadurch gefährdet.

Beckmann widerspricht, selbst die Feuerwehr habe ihren Segen gegeben. Er wolle zwar gern eine Konfrontation vermeiden, aber zur Not werde er auch vor das Verwaltungsgericht ziehen, sagt er. „Wir haben es lange im Guten versucht.“ Jetzt, da die Auseinandersetzung allmählich in die Öffentlichkeit dringe, scheine die Genehmigungsbehörde wieder gesprächsbereiter zu werden.

Klaus Sondergeld von der Bremen Marketing GmbH (BMG) würde es bedauern, falls Beckmann den Erfolg vom letzten Jahr nicht wiederholen könnte: „Wann kriegen wir schon mal so eine gigantische Zahl von Leuten in die Stadt?“ Dennoch gesteht er zu: „Die Baustellen und auch die Anwohnerbeschwerden vom letzten Jahr sind ein objektives Problem“ und deutet an, dass Beckmann etwas diplomatischer hätte verhandeln sollen. Der Haken: „Es gibt so wenige sich aufdrängende Alternativen.“ Jetzt sei die Situation verfahren.

Gerne würde die BMG Euros investieren, um auch Jugendliche für Bremen zu begeistern. Wenn es tatsächlich vor Gericht geht und Beckmann Recht bekommen sollte, rutscht Sondergeld zwischen die Stühle. Dann würde er mit öffentlichem Geld einen Veranstalter unterstützen, der zuvor die Behörde „niedergekämpft“ hat. ube

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