: Wahl in Nigeria: Obasanjo gewinnt, Opposition schimpft
Amtsinhaber bei Nigerias Präsidentschaftswahl mit 66 Prozent weit vorne. Erstmals setzt Obasanjo sich auch in Nigerias größter Stadt Lagos durch
BERLIN taz ■ In Nigeria hat Amtsinhaber Olusegun Obasanjo bei der Präsidentschaftswahl vom vergangenen Samstag einen so hohen Sieg eingefahren, dass dies Probleme bringen könnte. Die Opposition sprach von einem „Witz“, nachdem die unabhängige Wahlkommission gestern nach Auszählung von über der Hälfte der Stimmen eine Zweidrittelmehrheit für Obasanjo verkündete. Der Präsident liege bei 66,3 Prozent, sein wichtigster Herausforderer Muhammadu Buhari bei 27,3 Prozent, hieß es. An dritter Stelle mit drei Prozent lag Igbo-Führer Chukwuemeka Ojukwu.
In den Ölfeldern des Niger-Deltas, wo schon bei der Parlamentswahl vor einer Woche Unregelmäßigkeiten registriert worden waren, kam Obasanjo zum Teil auf über 90 Prozent der Stimmen bei bis zu 100 Prozent Wahlbeteiligung. Das widerspricht den Eindrücken von Wahlbeobachtern. Im Ölhafen Warri und in Bukuru gaben Sicherheitskräfte Warnschüsse ab, um Gruppen von oppositionellen Jugendlichen zu zerstreuen. Schon am Wahltag hatten Soldaten in Okoroba im Niger-Delta auf eine Gruppe Jugendlicher gefeuert und sechs getötet, wie ein Wahlbeobachter berichtete. Polizisten und Soldaten überwachten gestern die Städte Kaduna und Jos im Norden des Landes, wo Proteste angedroht waren.
„Das Problem ist nicht die Abstimmung selbst. Die Auszählung der Stimmen macht uns Sorgen“, sagte der Chef der einheimischen Wahlbeobachtergruppe „Transition Monitoring Group“, Festus Okoye. Ein Commonwealth-Beobachter in der Ölhafenstadt Port Harcourt sagte: „Wir sind ernsthaft besorgt über das, was dieses Wochenende passiert ist.“ Menschenrechtsgruppen beobachteten an mehreren Orten, wie Wahlurnen und Stimmzettel entwendet wurden.
Die ebenfalls am Samstag abgehaltenen Wahlen für die Gouverneure der 36 Bundesstaaten bestätigten Obasanjos Partei PDP (People’s Democratic Party). Diese nahm Buharis Partei ANPP (All Nigeria People’s Party) den westlichen Bundesstaat Kwara ab, wo vor der Wahl Gewalt zwischen Milizen rivalisierender Politiker geherrscht hatte.
Im von Obasanjos Yoruba-Volk bewohnten Südwesten Nigerias, der 1999 noch komplett an die aus Nigerias Demokratiebewegung hervorgegangene AD (Alliance for Democracy) gefallen war, gewann die PDP alle Gouverneursposten – außer in Lagos. Bei den Präsidentschaftswahlen, wo die AD nicht antrat, erhielt Obasanjo in Lagos 67 Prozent – gegen nur zehn Prozent für den zweitplatzierten Gani Fawehinmi, Kandidat der ebenfalls aus der Demokratiebewegung hervorgegangenen NCP (National Conscience Party), der landesweit bei 0,3 Prozent lag.
1999 hatte Obasanjo in Lagos nur zwölf Prozent bekommen. Kommentatoren werteten seinen Erfolg gestern als Indiz dafür, dass traditionelle Yoruba-Gruppen – die Obasanjo als Außenseiter ansehen – an Einfluss verlieren. DOMINIC JOHNSON
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