Kommentar: Ausbildungsplatzumlage, jetzt: Die Wirtschaft verspielt ihre Zukunft

Ganz klar: Für Unternehmensvertreter sind die Anderen Schuld: Die Jugendlichen – faul und unmotiviert. Die Lehrer – unfähig, jungen Menschen elementare Bildungsstandards zu vermitteln. Die Politiker – nicht in der Lage, attrraktive Rahmenbedingungen zu schaffen. Warum da noch ausbilden?

Ausbildung ist eine Investion in die Zukunft – der Jugendlichen und der Wirtschaft. In wenigen Jahren wird wegen der demographischen Entwicklung Facharbeitermangel herrschen, und die Unternehmen werden das Versagen der Politik beklagen. Deshalb muss vorgesorgt werden: mit der Ausbildungsplatzumlage – jetzt. Denn wegen des Konkurrenzdrucks können immer weniger Unternehmen langfristige Perspektiven entwickeln, die eigene personelle Zukunft sichern. Ausbildung kostet – zunächst.

Alternativlos ist daher der Druck der Grünen und Teilen der SPD, ausbildungsunwillige Unternehmen zur Kasse zu bitten und das Geld dann an Firmen auszuzahlen, die Jugendlichen eine Chance geben. Alles andere wäre pure Resignation, mag Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement auch über den Umweg der SPD-Landesverbände Widerstand gegen die Ausbildungsplatzabgabe organisieren: Sein Konsensmodell ist grandios gescheitert. Nordrhein-Westfalens Sozialdemokraten müssen endlich für die Umlage kämpfen.

ANDREAS WYPUTTA