SCHWEDEN WILL DEN ÖKOSTROM FÖRDERN – DOCH DAS MODELL HAT TÜCKEN
: Im Norden hat die Sonne keine Chance

Hut ab vor dem Engagement der schwedischen Regierung: In sieben Jahren will sie den Ökostrom von 7,4 Prozent auf 17 Prozent steigern. Dass Schweden den Ausbau der erneuerbaren Energien zudem nicht mehr aus dem Staatshaushalt finanziert, sondern die Kosten auf den Strompreis umlegen lässt, ist ebenfalls zu begrüßen. Jeder Konsument wird somit an den Kosten der Energiewende beteiligt – das heißt Verursacherprinzip und ist Credo jeder nachhaltigen Wirtschaft.

So weit, so gut. Zugleich hat das schwedische Modell aber einen fatalen Konstruktionsfehler: Es wird die erneuerbaren Energien nur partiell voranbringen. Wo Sonnenstrom und Windenergie im Preiskampf gegeneinander konkurrieren, hat die Sonne keine Chance. Wo große Biomassekraftwerke gegen dezentrale landwirtschaftliche Biogasanlagen antreten, gehen die kleinen Betreiber im Kampf um Fördermittel leer aus.

Die Regierung in Stockholm verkennt, dass eine sinnvolle Förderung erneuerbarer Energien mehr ist als die schlichte Frage: Wo gibt’s am meisten Ökostrom für das wenigste Geld? Denn manche Technik mit großen Potenzialen braucht heute eine Förderung, um in Zukunft marktfähig zu werden – allen voran der Solarstrom. Andere Energien brauchen Förderung, weil sie strukturpolitisch sinnvoll sind. So etwa das Biogas: Wer dieses fördert, unterstützt den ländlichen Raum.

Für Deutschland ist das schwedische Förderprogramm daher kein Beispiel. Das hiesige Erneuerbare-Energien-Gesetz, das für jede Art der Stromerzeugung individuelle Vergütungssätze definiert, fördert den Ausbau der Ökokraftwerke wirkungsvoller als jedes andere Verfahren.

So wird wohl auch Schweden mit seinem Modell nicht an den deutschen Erfolg heranreichen. Zumal – so wie das Gesetz angelegt ist – auch die 17 Prozent Ökostrom bis 2010 nicht sicher sind. Denn jeder Stromversorger kann sich freikaufen. Und die Strafgebühr liegt so niedrig, dass mancher Konzern sie lieber bezahlen wird, als in den Ausbau der erneuerbaren Energien zu investieren.

BERNWARD JANZING