Wochenübersicht: Konzert: Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Wie meinte doch der alte Punkrocker Goethe: „Sei gefühllos! / Ein leichtbewegtes Herz / ist ein elend Gut / auf der wankenden Erde.“ „Cold Cash and Colder Hearts“, texten Thrice, und wenn sie mit ihrer Botschaft auch nicht nach innen dringen mögen, sorgen sie wenigstens für windelweiche Ohren. Also schön zurechtgeprügelter Emocore gegen die Verhärmung des Gemüts, der bei der Band aus Irvine, sonnig Kalifornien, bereits für den Notfall (falls es so richtig Richtung Stadion gehen sollte) die Schaltstellen zu a) Hardrock und b) Artrock hat. Die beiden sich beharrlich ignorierenden Halbbrüder, die weit mehr als nur gniedelnde Gitarrensoli gemein haben. Thrice am Sonntag im Knaack. Noch klammere Gegenden als nur ein wehes Herz: „Spokane is not for people who want to belong to something.“ Schon ein schicker Werbespruch, der jetzt aber doch arg heimatlos und ein Spur zu verzweifelt klingt. Auch wenn die Musik der Band aus Richmond/Virginia tatsächlich aus dem Ungefähren zu kommen und ganz zufällig zur Form zu finden scheint. Wie das Zeichnen beim Telefonieren. Aber hinterher weiß man, dass es genau so sein muss. Vielleicht wie weniger aufgepolsterte Lambchop. Alles eher ruhig, eher langsam. Immer aufmerksam gespannt. Wie Katzen, die nie wirklich schlafen. Am Montag im Zentral. Am Dienstag im Bastard, zur Fortsetzung der strikt US-amerikanischen Woche hier, aus Minnesota, kühl im Norden: Party of One. Ein Trio, das gern mit den White Stripes in den Vergleichstopf geworfen wird. Was grundsätzlich schon in Ordnung geht – aber wo die White Stripes gern noch einmal das dritte Album von Led Zeppelin nachspielen würden, klingen Party of One mehr nach dem Indierockplattenregal und wie ein halbwegs ruhig gestellter Jad Fair. Aber keine Sorge: Das ist dann immer noch zickig struwwelpetrig genug.
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