Keine faulen Kredite

Banken wollen milliardenschwere Risiken abgeben, gründen dafür ein Institut. Sonst gebe es keine Darlehen für Mittelständler mehr, sagen sie

von HERMANNUS PFEIFFER

Fünf der größten deutschen Banken wollen ihre milliardenschweren Risiken teilweise an ein neues Institut verkaufen. Die Rede ist von Krediten über 50 Milliarden Euro. Diese Darlehen sollen verbrieft an ein noch zu gründendes Gemeinschaftsunternehmen weitergereicht werden, das diese Risiken gebündelt als Wertpapiere, so genannte Kreditderivate, an Fonds, Versicherungen und Banken abstößt.

An der „True-Sales-Initiative“ wollen sich die Spitzen der hiesigen Finanzwelt, mit Ausnahme der Sparkassen, beteiligen. Gleichberechtigt dabei sind Deutsche und Dresdner Bank, Commerzbank, Hypo-Vereinsbank, die genossenschaftliche DZ Bank und eine staatliche Anstalt. Begründet wird die geplante Auffanggesellschaft mit dem dringenden Wunsch nach Kapitalentlastung. Dadurch sollen Mittelständler neue Darlehen erhalten, verspricht Commerzbank-Vorstand Nicolas Teller medienwirksam. Das Eigenkapital, das für jeden Kredit zurückgelegt werden muss, werde entlastet. Zweifel an solcher Selbstlosigkeit drängen sich allerdings auf. Der Eigenkapitalnutzen für jedes einzelne Institut wird deutlich weniger als eine Milliarde Euro betragen und hält sich daher in engen Grenzen. Zudem scheint geplant zu sein, die Kreditderivate erst über mehrere Jahre zu veräußern.

Effektiv geht es den Geldgiganten vor allem um Rationalisierung. Der private Bankenverband BdB bringt das Problem auf den Punkt: „Zu hohe Kosten, zu niedrige Erträge.“ Um an das international übliche Niveau einer Eigenkapitalrendite von 15 Prozent heranzukommen, ist es notwendig, weniger ertragreiche Geschäfte zu versilbern. Notfalls mit Verlust, denn die institutionellen Anleger, die nun die Großbankenrisiken am Kapitalmarkt kaufen sollen, werden im Gegenzug einen hübschen Bonus erwarten. Den wird allerdings die neue Gesellschaft zu tragen haben, während die Bilanzen der sechs Gesellschafter in neuem Glanze erstrahlen werden. Die „True-Sales-Initiative“ wird so indirekt auf Kosten der Steuerzahlers gehen. Zumindest könnte die neue Gesellschaft, wie von Finanzminister Eichel Anfang 2003 ins Gespräch gebracht, von einer Befreiung der Gewerbesteuer profitieren, die solche Zweckgesellschaften zukünftig genießen sollen. Eichel will damit wieder einmal den Finanzplatz Deutschland auffrischen.

Trotz heftiger Dementis erinnert diese private Lösung an die vom Deutsch-Banker Breuer kürzlich angedachte staatliche „Bad Bank“. Zwar beteuern die Initiatoren, dass nur beste Kredite in der neuen Gesellschaft gebündelt werden sollen, aber in der Praxis wird sich mancher riskante Schuldner darunter mischen. Zugleich hat die nun gefundene Auffanglösung einen gewissen Reiz, da der Staat zwar keine Garantien gibt, was politisch auch nicht durchsetzbar gewesen wäre, aber doch mit im Boot sitzt. Die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) wird als gleichberechtigter Partner ihr Know-how und ihr internationales Renommee einbringen. Das ist Geld wert. Mit der neuen Auffanggesellschaft gibt es in Deutschland erstmals eine spartenübergreifende Lösung. Denn neben der staatlichen KfW und den privaten Großbanken spielt auch die genossenschaftliche DZ Bank mit beim neuen Monopoly, die ihrerseits unter zu vielen riskanten Altkrediten leidet.