Kaffee und Kultur

Wie Schill-Partei und Senatorin Horáková versuchen, im kulturellen Diskurs marketingmäßig zu wuchern

Kaffee, Tee und Rhabarberkuchen am Buffet, die neue Broschüre „Unsere Erfolge für Hamburg“ auf den Tischen: Die Partei Rechtsstaatlicher Offensive mochte keinen Zweifel aufkommen lassen, wer am Mittwoch zum nachmittäglichen „Hamburger Kultur-Café“ ins Museum für Kunst und Gewerbe geladen hatte. Was aber will eine Partei, die Hamburg eines neuen „Rekords bei Abschiebungen“ rühmt, auf kulturpolitischem Felde? Nichts weniger als „einen fairen Dialog im Interesse einer vorhandenen hervorragenden Hamburger Kunst- und Kultur-Szene“, wie der für Schill-Kultur zuständige Abgeordnete Gert Hardenberg einleitend beschwor.

Eine „wunderbare Idee“ fand das Kultursenatorin Dana Horáková und ließ es sich dann auch nicht nehmen, das Thema des Nachmittags, die Hamburger Kunstmeile, mit ihrem Mantra zu verzieren: „Wie kann man damit wuchern?“ Um nicht „glänzen“ oder „strahlen“ sagen zu müssen – die horákovásche Kernfrage passt halt immer. Eine Beflaggung der Museenachse von Deichtorhallen bis Galerie der Gegenwart – warum nicht? Aber „ganz wichtig: Unter der Schlagzeile Corporate Identity“!

Nach dieser geballten Portion an Marketing-Knowhow entschwebte Horáková zum Folgetermin und stellte so einmal mehr ihre kompromisslose Dialogbereitschaft unter Beweis. Es folgte Podiumsgeplänkel zum Museumsstandort Hamburg: Interconti-Hotelier Andreas Witkowski fragte: „Wie können wir dieses Produkt an 365 Tagen im Jahr vermarkten?“, Deichtorhallen-Geschäftsführer Helmut Sander plädierte für Realismus: „Hamburg hat keinen Museumstourismus.“

Die Vorschläge beim anschließenden Publikumsgespräch ließen die Finanzloch-geplagten Museums-Manager ihre Augen gen Himmel richten: Mehr Vernetzung, mehr Highlights, mehr Sponsoren? „Wir sind doch von morgens bis abends damit beschäftigt, edlen Menschen um die Hüften zu fassen“, so Wilhelm Hornbostel, Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe. „Wenn ich auf einem Empfang eingeladen bin, dann heißt es doch schon ‘Oh Gott, der kommt auch!'“

Zum schlechten Ende übernahm eine Schill-Parteisoldatin die Rolle der abwesenden Senatorin („Kreativität ist nicht eine Frage des Geldes“) und musste sich von Hornbostel abwatschen lassen („populistisch-dilettantisch“). Hardenbergs Fazit: „Wir nehmen eines mit: Wir arbeiten daran.“ CHRISTOPH TWICKEL