Ein Leben als Messinstrument

betr.: „Bremen in der Affenfalle“, taz vom 19. 11. 08

Würde man dies einem Menschen antun, würde man es ohne Vorbehalte Folter nennen. Probanden, die sich freiwillig am Kopf fixieren ließen, baten bereits nach 20 Minuten darum, befreit zu werden, weil sie diese Situation als unerträglich empfanden. Kreiters Affen werden jedoch mehrere Stunden am Tag dazu gezwungen, indem man ihren Kopf fixiert und sie dursten lässt, damit sie in der verzweifelten Hoffnung auf Flüssigkeit, die artfremden „Aufgaben“ erfüllen, die Herr Kreiter sich ausgedacht hat, um seine wissenschaftliche Neugierde zu befriedigen. Dabei handelt es sich hier um Lebewesen, deren Empfindungsvermögen mit der eines Kleinkindes vergleichbar ist. Schmerz, Trauer, Wut, Langeweile usw., all dies müssen auch Kreiters Versuchstiere erleben, ohne Aussicht auf bessere Zeiten, denn am Ende ihres qualvollen Lebens als Messinstrument wartet der undankbare Tod. Diese wissenschaftlich verbrämte Grausamkeit wird mit dem Versprechen auf Heilung gefürchteter Krankheiten schöngeredet, um die ethischen Bedenken kritischer und interessierter Zeitgenossen in den Hintergrund zu drängen. Dabei sind nur 0,3 % derartiger Erkenntnisse auf den Menschen übertragbar.

RENATE RYCHLIK, Berlin

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.