Urteil nicht letztes Wort

Nach dem Freispruch aller 16 Angeklagten im Kaprun-Prozess haben 100 Hinterbliebene Zivilklagen eingereicht

WIEN/SALZBURG dpa ■ Einen Tag nach dem umstrittenen Freispruch aller 16 Angeklagten im Kaprun-Prozess haben Angehörige der 155 Opfer rund 100 Zivilklagen gegen den Gletscherbahnbetreiber eingereicht. Das teilte der Präsident des Salzburger Landesgerichts, Walter Gräfinger, Freitag mit. Die Anwälte der Hinterbliebenen erwägen auch einen Musterprozess gegen die Gletscherbahnen Kaprun AG.

Die Hinterbliebenen fordern Renten, Schadenersatz und Schmerzensgeld von mehr als 9,5 Millionen Euro, so Gräfinger. Bei den meisten Zivilklagen gebe es ähnliche Konstellationen, daher erwägen die Richter die Verfahren teilweise zusammenzulegen. Das Landesgericht Salzburg hatte am Donnerstag in erster Instanz 16 Männer freigesprochen, die im Zusammenhang mit dem Inferno vom 11. November 2000 angeklagt waren. Die Angehörigen der Opfer hatten darauf empört reagiert, die Staatsanwältin Berufung angekündigt. Das Berufungsverfahren wird vermutlich noch dieses Jahr am OLG Linz abgewickelt. Hinterbliebenen-Anwalt Michael Witti äußerte Verständnis für den Freispruch. „Wir müssen uns damit abfinden, dass es offensichtlich Katastrophen und Unglücke gibt, für die niemand strafrechtlich verantwortlich ist.“