„Toronto ist sicher“

Behörden der Stadt sind sauer über Warnung vor Kanadareisen

BERLIN taz ■ In Toronto ist die Warnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor Reisen in die kanadische Metropole auf heftige Kritik gestoßen. Er sei über die Warnung „schockiert“, sagte Bürgermeister Mel Lastman am Mittwoch. Die atypische Lungenkrankheit sei unter Kontrolle und rechtfertige keine Reisewarnung. „Ich kann Ihnen definitiv sagen, dass wir heute in einer besseren Situation sind als vor einem Monat“, sagte Lastman der Presse. „Sowohl das Zentrum für Seuchenkontrolle [der USA] als auch die WHO haben gesagt, dass wir die Situation außerordentlich gut handhaben.“ Die Stadt sei wegen SARS nicht in Angst und Schrecken, vielmehr würden die 2,5 Millionen Einwohner ihren normalen Geschäften nachgehen. „Es ist sicher für die Menschen in Toronto, und es ist sicher, uns hier zu besuchen“, sagte der Bürgermeister, der von hohen Gesundheitsbeamten der Stadt unterstützt wurde.

Die WHO hatte am Mittwoch der bereits zum Monatsbeginn ausgesprochenen Warnung vor Reisen in die südchinesische Provinz Guangdong und nach Hongkong den Rat hinzugefügt, in den nächsten drei Wochen auf Reisen nach Peking, in die chinesische Provinz Schanxi und nach Toronto zu verzichten. Damit werde Toronto auf die gleiche Stufe gestellt wie Provinzen in China, die mindestens doppelt so viele SARS-Fälle hätten, kritisierte Lastman.

Kanada ist das am meisten von SARS betroffene Land außerhalb Asiens. Die Erkrankungen beschränken sich bisher auf den Großraum Toronto und betreffen vor allem Gesundheitspersonal. SARS wurde wahrscheinlich von einem Reisenden aus China eingeschleppt und verbreitete sich zunächst in einem Krankenhaus.

Bis Mittwoch wurden in Toronto 16 SARS-Todesfälle registriert, 324 Menschen waren infiziert. 7.000 Menschen wurden unter zehntägige Quarantäne gestellt. Lastman forderte Torontos Bürger auf, sich regelmäßig die Hände zu waschen, fleißig zu konsumieren und Restaurants und Theater zu besuchen. Er wolle mit gutem Beispiel vorangehen. Infizierte sollten aber in Quarantäne bleiben. Schätzungen zufolge wird SARS Kanadas Wirtschaft 1,0 bis 1,5 Prozent Wachstum kosten. SVEN HANSEN