christoph schultheis
: Pupsegal?

Der einzige Grund, warum wir uns überhaupt für Promis interessieren, ist, dass wir uns ein Bild von ihnen machen wollen. Pro7 ist uns dabei momentan ziemlich behilflich.

Es ist leicht, sich lustig zu machen. Aber es ist auch durchaus erfreulich, dass die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) in ihrer gestrigen Ausgabe Auszüge aus der Pro7-Sendung „Let’s talk about Sex … and the City“ (Di., 20.15 Uhr, unmittelbar vor „Sex and the City“) im Wortlaut abdruckte. Es ist sogar okay, dass sich die FAS entschieden hatte, aus der ersten „Let’s talk …“-Folge ausgerechnet die Passage übers „Pupsen“ – laut FAS-Definition „ein peinlicher Ton (…), den man andere nicht gern hören lässt“ – zu dokumentieren. Das geht schon in Ordnung. Und auch die Kurzbeschreibung des Formats („Darin kommentieren mehr oder weniger prominente deutsche Fernsehgesichter ausgesuchte Szenen der amerikanischen Serie und teilen uns, angespornt durch deren offenherzige Protagonistinnen, Details aus ihrem Intimleben mit“) hätte unsere volle Zustimmung finden können, wäre der soeben zitierte Satz tatsächlich dort, wo das Zitat endet, auch in der FAS zu Ende gewesen. Stattdessen ist die FAS der Meinung, es handele sich bei den Pupsbekenntnissen auf Pro7 um Details, „von denen wir lieber nichts erfahren hätten“ – und irrt.

Denn mal ganz ehrlich: Was, bitte schön, sollte es sonst sein, das wir schon immer über mehr oder weniger prominente deutsche Fernsehgesichter wie Kim Fischer, Susan Atwell, Thomas Hermanns, Gina Wild, Sky DuMont und Gattin Mirja wissen wollten? Wie sie sich die Zähne putzen? Ihre Handynummer? Was sie von der Agenda 2010 halten? Ob sie Kühe mögen, eine schwere Kindheit hatten oder ihre Geschirrspülmaschine desodorieren? Nein? Aber ja! Und wenn sie plötzlich übers Pupsen reden, auch das. Und gar nicht mal, weil das so prima als Metapher für den Prominenzbetrieb herhalten kann, sondern weil man sich ein Bild machen will. Der einzige Grund, warum wir uns überhaupt für Prominente interessieren, ist doch, dass wir uns ein Bild von ihnen machen wollen! Wie Promis wirklich sind, ist uns egal, denn eigentlich wollen wir bloß wissen, was wir von denen halten. „Das ist doch der Punkt, oder?“, sagte Susan Atwell bei „Let’s talk …“. Und dass sie außerdem „Ich finde Pupsen grundsätzlich okay“ gesagt hat, kann doch beim grundsätzlichen Atwell-Okayfinden nicht schaden, oder?