Ein „capitaler“ Macher

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ muss sinnlich vermittelt werden, sagt Manfred Kohlhase. Für seinen Einsatz beim Umweltschutz ist der Weleda-Geschäftsleiter als Ökomanager ausgezeichnet worden

Interview TILMAN VON ROHDEN

taz: Herr Kohlhase, Sie sind als Ökomanager ausgezeichnet worden. Wofür?

Manfred Kohlhase: In meiner Verantwortung für Umweltschutz und Nachhaltigkeit wurden seit 1995 einige bedeutende Projekte bei Weleda umgesetzt. So haben wir ein konsequentes Umweltmanagement eingerichtet, das Thema Umwelt in Betriebsversammlungen hineingetragen und entsprechende Handbücher verfasst. 1999 haben wir als eines der ersten deutsches Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht vorgelegt. Er umfasst, anders als ein Umweltbericht, auch die soziale und ökonomische Dimension eines Unternehmens. Schon bei den Umweltberichten waren wir führend. Den ersten haben wir 1996 vorgelegt, er kam damals in einem Ranking der Zeitschrift Capital unter die ersten zehn Plätze.

Was bedeutet Ihnen der Preis?

Er ist die Bestätigung eines jahrzehntelangen Bestrebens, das darin besteht, die Lebensgrundlagen zu erhalten und mit ihnen pfleglich umzugehen, ein Konzept, das heute unter dem Begriff Nachhaltigkeit zusammengefasst wird. Ich bin erfreut, dass die Öffentlichkeit unser Bemühen wahrnimmt.

Was ist für einen Betrieb am schwierigsten, wenn er ökologisches Denken und Handeln eingeführen will?

Nachhaltigkeit ist ein schillernder Begriff, denn weniger als 15 Prozent der Bevölkerung wissen etwas mit ihm anzufangen. Die Hauptschwierigkeit besteht also in der Vermittlung des Begriffs und der dahinter stehenden Gedanken in der Öffentlichkeit. Neue ökologische Verhaltensweisen auf Betriebsebene durchzusetzen, ist dagegen unkompliziert, wenn der Sinn von konkreten und effektiven Maßnahmen verstanden wird.

Wie löst Weleda das Vermittlungsproblem?

Durch Aufklärung. Unser neuer Nachhaltigkeitsbericht mit dem Titel „Transparenz III“ wird leserfreundlicher. Außerdem veranstalten wir jährlich einen Tag der offenen Tür, bei dem das Thema „Nachhaltigkeit“ eine Rolle spielt. Dort erklären wir die Herstellungskette „von der Pflanze bis zur Tube“ am Beispiel von Zahnpasta sehr konkret, sodass die Besucher eine sinnliche Vorstellung von Nachhaltigkeit bekommen.

Welche ökologischen Zukunftsziele hat Weleda?

Wir wollen demnächst ein neues Energiekonzept umsetzen. Ein Teilaspekt ist die Modernisierung unserer Heizungsanlage, die in Zukunft ebenfalls mit regenerativer Energie betrieben werden soll.

Rechnet sich umweltbewusstes Verhalten in mittelständischen Betrieben überhaupt?

Unbedingt. Allein auf dem Energiesektor hat Weleda zum Beispiel durch Installation eines Kühlwasserkreislaufs für Produktionsmaschinen rund 50.000 Euro gespart. Die dafür nötigen Maschinen sind nicht teurer als konventionelle.

Wir haben seit Jahren eine rot-grüne Bundesregierung. Hat das positive Konsequenzen für nachhaltige Unternehmen?

Die jetzige Bundesregierung hat das Thema durch ihre Umweltpolitik bestimmt populärer gemacht. Und die gezielte Förderung von Maßnahmen hat sich positiv ausgewirkt.

In welchen Bereichen muss die Umweltpolitik der Regierung noch zulegen?

Die Umweltpolitik von Rot-Grün zeigt gute Ansätze, sie muss allerdings noch konsequenter werden. So gibt es beispielsweise seit Jahren einen Entwurf für ein neues Umweltgesetzbuch, aber der Entwurf ist immer noch nicht Gesetz geworden. Außerdem wünsche ich mir, dass Deutschland seine Interessen im Umweltschutz auf EU-Ebene deutlicher macht und sich zielorientierter und durchsetzungsfähiger zeigt.