Auf der Suche nach dem vergifteten Köder

Bei Rotenburg ist wieder ein toter Seeadler gefunden worden. Die Polizei hofft, diesmal eine Vergiftung nachweisen zu können. An Spekulationen, ob Gänsehalter hinter den Todesfällen stecken, möchte sie sich jedoch nicht beteiligen

Wieder ist an der Kreisgrenze Rotenburg / Harburg ein toter Seeadler aufgefunden worden. Die Polizei hofft, dass sich in diesem Kadaver Gift nachweisen lässt, sodass die Staatsanwaltschaft ein formales Ermittlungsverfahren in Gang setzt. Dieser Nachweis ist bei dem letzten verendeten Adler, der im August entdeckt worden war, nicht geglückt. Das liegt vielleicht nur daran, dass das Tier zu spät untersucht wurde. „Der Vergiftungsverdacht bleibt bestehen“, zitiert ein Polizeisprecher aus dem inzwischen vorliegenden Gutachten.

Bei dem neuen Fall handelt es sich um den achten zwischen Sittensen und Tostedt tot aufgefunden Seeadler. Außerdem wurden drei Rotmilane, drei Bussarde und 25 Füchse gefunden, sogar ein Uhu war dabei. Der Verdacht ist, dass sie einem vergifteten Köder zum Opfer gefallen sind. Die gefundenen Tiere seien „nur die Spitze des Eisbergs“, sagt Detlef Gumz von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg. Die Funde seien ja nur zufällig gemacht worden, meist von Jagdpächtern.

Der jetzt entdeckte tote Seeadler war in diesem Jahr bei Schwerin geschlüpft und befand sich in der Vagabundierphase, in der sich die Jungvögel einen neuen Lebensraum suchen. Er lag ohne äußere Verletzungen mit verkrampften Beinen auf einem Acker in der Gemarkung Wüstenhöfen. In etwa zehn Kilometern Entfernung befindet sich das wieder bewässerte Ekelmoor. Naturschützer halten dieses Gebiet für ein ideales Adler-Revier und beobachten dort häufig Ansiedlungsversuche. Doch die Greifvögel sind bisher immer plötzlich verschwunden.

Wie der letzte Adler ist der neue Fund mittlerweile zur toxikologischen Untersuchen an das Institut für Zoo- und Wildtierforschung nach Berlin geschickt worden. Der Sprecher der Rotenburger Polizeiinspektion, Detlev Kaldinski, hofft, dass die Experten diesmal fündig werden. Weil der Kadaver frischer sei, stünden die Chancen dafür besser als beim letzten Mal. Sobald die Staatsanwaltschaft ein Verfahren einleite, wollten die Beamten ermitteln. „Erste Ideen habe ich bereits“, sagt Kaldinski. An Spekulationen, wonach Gänsehalter Giftköder auslegt haben, um ihre Gänse vor Füchsen und Greifvögeln zu schützen, wolle er sich nicht beteiligen. Noch sei ja nicht einmal bewiesen, dass die Tiere vergiftet worden sind.

Inzwischen hat die Umweltstiftung WWF Nord 3.000 Euro Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zur Aufklärung der Totfunde führen. ROLAND MEYER