Angst vor Islamisten

In Marokko werden die Kommunalwahlen verschoben

MADRID taz ■ Marokkos König Mohamed VI. fürchtet um den kühlen Verstand seiner Untertanen. Sie könnten ihm ob der Proteste gegen den Irakkrieg verloren gehen und den Islamisten in Scharen zulaufen. Deshalb lässt der junge Monarch die für Juni vorgesehenen Kommunalwahlen auf den 12. September verschieben. Dann sollen alle Bedingungen erfüllt sein, um den Urnengang „in einem Klima der massiven Volksbeteiligung und im loyalen Wettbewerb der nationalen politischen Formationen“ stattfinden zu lassen, so ein Kommuniqué aus dem Palast.

Der Vorschlag, erst nach den Sommerferien zu den Urnen zu schreiten, stammt vom Regierungsbündnis aus Nationalisten und Sozialisten unter Premierminister Driss Jettou. Das Parteienbündnis regiert in seiner zweiten Amtszeit. Bei den letzten Wahlen im vergangenen September fehlten nur wenige Prozent, und die Regierung wäre den Islamisten unterlegen. Wochenlang wurde das endgültige Wahlergebnis zurückgehalten.

Vermutlich verhandelte das Königshaus derweil mit der islamistischen Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (PJD), um deren Wahlergebnis nach unten zu korrigieren. Manipulationen dieser Art, wie sie bei einem zentralen Wahlgang möglich waren, sind bei Kommunalwahlen wesentlich schwerer umzusetzen. Deshalb steht zu befürchten, dass vor allem in den großen Städten, allen voran im wirtschaftlichen Zentrum des Landes, in Casablanca, die PJD die Wahlen gewinnen wird. RW