Servicecenter
: Viel heiße Luft

Aus dem Essener Arbeitsamt ist ein Servicecenter geworden. Wer gestern arbeitslos war, ist heute Kunde. Nur: Er ist ein Kunde ohne Angebot. 36.000 Menschen sind in Essen arbeitslos, nur 2.000 offene Stellen gibt es. Die Umstrukturierung bringt in dieser Situation erst einmal nichts als heiße Luft und Wortgeklingel

Sicher, das Ziel ist löblich: 1,2 Milliarden Euro will man bundesweit sparen, indem man jeden Arbeitslosen eine Woche früher vermittelt. Sicher, eine Modernisierung der Strukturen der Arbeitsvermittlung ist notwendig.

KOMMENTAR VONKLAUS JANSEN

Aber selbst wenn die Abfertigung von Arbeitslosen im 30-Sekunden-Takt auf der einen Seite tatsächlich mehr Zeit für ausführliche Gespräche zwischen Vermittler und Jobsuchendem auf der anderen Seite schafft, wem wird das nützen? Den am wenigsten qualifizierten unter den Arbeitslosen sicher nicht. Denn wer kaum die deutsche Sprache spricht und keine Ahnung von Computern hat, dem werden Servicehotlines und Internetportale nicht weiterhelfen. Lange Beratungsgespräche können nur diejenigen nutzen, die konkrete Vorstellungen von dem Job haben, den sie machen möchten.

Der versprochene große Wurf im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit wird die Reform der Arbeitsämter also nicht sein. Die Vermittler können so schnell sein, wie sie wollen, Arbeitsplätze aus dem Nichts herbeizaubern können sie auch nicht. Am strukturellen Sockel der Arbeitslosigkeit ändert sich durch die Reform überhaupt nichts.