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: Ein bisschen Humbug

„Show des Monats“ (So., 20.15 Uhr, Sat.1)

April 2003. Sollte man sich merken, den Monat. Der April 2003 nämlich kann in die Geschichte eingehen als der Monat, in dem Almuth Bothe mit ihren drei Kindern und einem frankierten Brief in der Handtasche ziellos durch ihre Heimatstadt Holzbüttgen irrte und schließlich nach Hause laufen, den Nachwuchs „ins brüllewarme Auto packen und zur einen Kilometer entfernten Post fahren“ musste, weil doch die Deutsche Post AG über Nacht damit begonnen hatte, ihre schönen gelben Briefkästen abzumontieren – 27.000 insgesamt und zwei davon in Holzbüttgen! Ach, ach.

Außerdem hat in diesem April 2003 der beliebte TV-Showmaster Kai Pflaume auf Sat.1 die allererste „Show des Monats“ moderiert und darin auch über das Holzbüttgener Briefkastenschicksal berichtet. Denn Weihnachten ist weit, und bis die Sender ihre Jahresrückblicke zusammenstoppeln, wäre Frau Bothes rührende Geschichte womöglich völlig in Vergessenheit geraten.

Doch zum Glück gibt es ja nun die „Show des Monats“, auch wenn man bei Sat.1 daraus keine große Samstagabend-, sondern bloß die kleine Sonntagabendunterhaltung gebastelt hat – ohne Musikeinlage, ohne echte Stars, offenbar auch ohne Budget und Ambition: ein bisschen Sport, ein bisschen SARS, ein bisschen Frieden (mit Live-Schaltung in den Nordirak), ein bisschen viel Ostalgie-Gerede über den Kinokassenschlager „Good Bye, Lenin“. Und immer wieder kam der Moderator auf die nagelneue Vespa „Gran Tourismo“ zu sprechen. Gerade so, als hätten er und/oder Sat.1 was dafür bekommen …

Bleiben wird vom April 2003 aber vielleicht etwas ganz anderes: Am Ende der Sendung nämlich schaute Lilo von Kiesenwetter, die „zertifizierte Seherin“ der „Show des Monats“, dem sichtlich irritierten Moderator tief in die Augen – und sagte ihm unaufgefordert ein drittes Kind voraus. Und weil die Frau auch in den kommenden Monatsshows dabei sein soll, wird sich der gute Kai Pflaume nun wohl daheim entsprechend befleißigen müssen. Dass keiner denkt, Kiesewetters Vorhersagen (und womöglich nicht nur die) wären bloß irrelevanter Humbug. CSCH