Selber sammeln macht schlau und sauber

Praktische Umwelterziehung für Kinder und Schluss mit wilden Müllkippen neben Containern: Die Bezirksvertretung Ehrenfeld will zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und an den Schulen Mülltrennung im Holsystem einführen

Köln taz ■ Herumfliegender Müll macht einfach einen schmuddeligen Eindruck: „Die öffentlichen Abfallcontainer neben Schulen sehen oft aus wie Hund. Teilweise stellen Betriebe illegal ihren Abfall dort ab, und das wird dann den Schülern zugeschrieben“, sagt Helga Humbach, für die PDS in der Bezirksvertretung Ehrenfeld.

Deshalb wollen Grüne, SPD und PDS vom Bezirk Ehrenfeld, dass die Wertstoffcontainer der Schulen direkt aufs Schulgelände gestellt werden. Der Antrag dafür wurde letzte Woche auf der Sitzung der Bezirksvertretung verabschiedet. Kommt er durch, würde der Bezirk Ehrenfeld mit seinen Stadtteilen Ehrenfeld, Bickendorf, Bocklemünd, Mengenich, Neuehrenfeld, Ossendorf und Vogelsang in den Schulen vorzeitig das Holsystem einführen. Dieses System soll laut Ratsbeschluss langfristig in der ganzen Stadt etabliert werden und befindet sich im Bezirk Rodenkirchen gerade in einer Testphase (siehe Kasten). Die Ehrenfelder Schulen müssten dann den Abfall – in Glas, Altpapier und Leichtverpackungen getrennt –selbst sammeln. Bisher wird der Müll zum öffentlichen Container gebracht – oder einfach in den Restmüllcontainer geworfen. Denn die Teilnahme an der Mülltrennung ist freiwillig. Wer will, kann seine Wertstoffe auch weiterhin in die graue Tonne werfen. Das ist allerdings nicht sparsam, denn bei mehr Restmüll muss ein größerer Container her und der kostet auch mehr.

„Über das Holsystem können die Schüler das Mülltrennen lernen und so auch ein ökologisches Bewusstsein entwickeln“, meint Brigitta von Bülow, Bezirksrätin der Grünen. „Es wird Zeit, dass das Holsystem in der ganzen Stadt etabliert wird.“ An der Idee hat Marlis Pöttgen von der FDP nichts auszusetzen. Sie glaubt aber nicht, dass ein einzelner Stadtbezirk mit dem neuen System beginnen kann: „Die Verwaltung prüft immer die Umsetzbarkeit der Vorschläge der Bezirksvertretung. Ich vermute, der Antrag wird von der Verwaltung abgelehnt, weil er zusätzliche Kosten verursacht.“ Das sieht Brigitta von Bülow anders: „Wenn es um einen relativ kleinen Aspekt wie die Schulen in Ehrenfeld geht, kann die Bezirksvertretung ihre Vorschläge durchsetzen. Es sei denn, der Stadtrat hält das Thema für so wichtig, dass er dazu selbst eine Entscheidung fällen will.“

Was in Zeiten leerer Kassen gar nicht so unwahrscheinlich ist. Gero Schmidt, Referent des Oberbürgermeisters für Abfallfragen, sieht die Vorteile des Holsystems: „Bisherige Untersuchungen zeigen: Wenn die öffentlichen Container verschwinden, bessert sich das Stadtbild nachhaltig. Und die Sammlungsquote steigt. Das ist die Menge der gesammelten Wertstoffe pro Einwohner.“ Schmidt hat aber Bedenken, ob die alleinige Umstellung in den Schulen logistisch vertretbar ist. Das müsse nochmit der Entsorgerfirma besprochen werden. „Die Container in den Schulen haben oben Schiebedeckel, die öffentlich zugänglichen entladen ihren Inhalt nach unten. Das heißt, für die Schulen müsste ein ganz anderer Abfuhrwagen losfahren.“

Mit einer Entscheidung ist so schnell nicht zu rechnen. Der nächste Verwaltungsbericht stehe frühestens in einem halben Jahr an, „und dann geht das erfahrungsgemäß einige Male zwischen Bezirksvertretung und Verwaltung hin und her“, so Brigitta von Bülow. In Ehrenfeld kann man also ganz in Ruhe die ersten Ergebnisse des Rodenkirchener Testlaufs abwarten. Die sollen nämlich nach den Sommerferien veröffentlicht werden. Ingrid Bäumer