Tatort Hanau: Kommissar Ehrlicher greift ein

Der Schauspieler Peter Sodann und viele weitere Prominente wollen die Hanauer Atomanlage kaufen und so deren Export nach China verhindern. „Ärzte gegen den Atomkrieg“ sammeln ab heute Geld und wollen Siemens unschlagbares Angebot machen

„Wenn man selbst aus der Atomkraft aussteigt, weil diese gefährlich sei, dann kann man die Atomanlage nicht andererseits verkaufen und behaupten, das sei ungefährlich“

BERLIN taz ■ Um den Export der Hanauer Nuklearfabrik nach China zu verhindern, startet die Organisation Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg (IPPNW) eine außergewöhnliche Aktion: Sie will die Atomanlage selbst kaufen, um sie anschließend sicher zu entsorgen.

Ab heute ruft IPPNW Kritiker des Chinageschäfts dazu auf, sich per Internet zur Zahlung einer beliebigen Geldsumme zu verpflichten. Fällig wird das Geld nur dann, wenn der Kaufpreis auch zusammenkommt. Um China im Preiskampf auszustechen, sind mindestens 50 Millionen und 1 Euro notwendig. Dazu kommen noch einmal 20 Millionen für die sachgerechte Entsorgung.

Schon jetzt unterstützen Prominente und Politiker die Aktion. Der Schauspieler und Hallenser Theaterintendant Peter Sodann („Tatort“-Kommissar Bruno Ehrlicher) will die „Doppelzüngigkeit der Regierung“ nicht mitmachen: „In der DDR habe ich lange genug in einem System gelebt, in dem es zwei Wahrheiten gab“, sagte er der taz.

Liedermacher Konstantin Wecker ist von der Aktion begeistert und gibt Geld: „Die Idee sollte Schule machen. Wir sollten irgendwann alle Atomwaffen aufkaufen und entsorgen.“

Der Schriftsteller Erich Loest fürchtet, dass die Apparatur außer Kontrolle gerät: „Wir wissen nicht, was China damit machen wird. Auf irgendwelche Garantien gebe ich gar nichts.“ Bei der Aktion dabei sind außerdem der Kabarettist Martin Buchholz, Professor Klaus Traube und das Comedy-Duo Badesalz.

Auch aus der Politik erhalten die Ärzte gegen den Atomkrieg für ihre Aktion Unterstützung. Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Träger des Alternativen Nobelpreises, Hermann Scheer, wendet sich gegen die eigene Regierung: „Die Regierung darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen. Sie muss das Atomgeschäft verhindern.“

Winfried Nachtwei von den Grünen sieht den deutschen Atomausstieg konterkariert: „Die für alle beste Alternative ist die Verschrottung der Anlage. Dazu will ich politisch und privat beitragen.“

Andere potenzielle Geldgeber sind Hans-Christian Ströbele (Grüne), Andrea Nahles (SPD) und die Chefin der BUND-Umweltschützer, Angelika Zahrnt. Auch Greenpeace macht mit. KLH

Infos: www.hanauselberkaufen.debrennpunkt SEITE 3