Beflügelt von der Niederlage

Weil Köln keine „Stadt der Wissenschaft“ geworden ist, wollen Stadt, Hochschulen, IHK und Forschungsinstitute wenigstens eine „Wissenschaftsrunde“ bilden

Köln taz ■ Die „Wissenschaftsstadt Köln“ will einen neuen Anlauf wagen. Nachdem sie beim Stifterverband frühzeitig ohne besondere Erwähnung aus dem Wettbewerb um diesen Titel rausflog, soll jetzt auf kleinerer Ebene doch noch etwas Positives herausgeholt werden. Am kommenden Montag wollen sich Vertreter von Stadt, Hochschulen und Institutionen treffen, um eine „Wissenschaftsrunde“ zu etablieren.

Der Rektor der Kölner Universität, Tassilo Küpper, ist deshalb auch nicht traurig, den Wettbewerb als Wissenschaftsstadt verloren zu haben. Da die Gründe für die Ablehnung durch den Stifterverband noch nicht bekannt seien, könne man diese auch noch nicht analysieren. „Wir hätten uns natürlich gefreut, wenn wir dabei gewesen wären, wenn wir Erfolg gehabt hätten und in die nächste Runde gekommen wären“, sagte Küpper der taz. In erster Linie sei es aber darum gegangen, ein Signal zu setzen. Als erster Erfolg habe sich eine verstärkte Kooperation zwischen den Hochschulen und zum Beispiel der Industrie- und Handelskammer (IHK) ergeben: „Darin sehen wir den eigentlichen Gewinn.“

Es sei aber gerade ein Problem Kölns beim Vergleich mit anderen Städten, dass es so viel zu bieten hat. „Köln ist in dem Sinne keine ausschließliche Wissenschaftsstadt, wie das bei kleineren Städten der Fall sein kann“, erklärte Küpper. „Köln tritt als große Metropole auch mit einer Vielzahl von attraktiven Angeboten und charakteristischen Eigenschaften auf, so dass man nicht sagen kann, es ist die Wissenschaftsstadt schlechthin, wo sonst nichts passiert und sich alles auf Wissenschaft konzentriert.“

Die ständige Teilnahme an Wettbewerben von Olympia über Kulturhauptstadt bis zur Wissenschaftsstadt beurteilt Küpper grundsätzlich positiv. „Das ist auch ein Zeichen der Dynamik“, sagte er der taz: „Es ist ja nicht gut, wenn man in Wettbewerbe nur hinein geht, wenn man sicher sein kann, dass man auch tatsächlich gewinnt. Architekten und Sportler stellen sich Wettbewerben. Das beflügelt, spornt an.“

Die neue „Wissenschaftsrunde“ soll nach Angaben der Stadt Köln über 40 maßgebliche Vertreter der Kölner Universitäten und Fachhochschulen, der IHK sowie bedeutender Forschungsinstitute zusammenbringen. Damit werde die Arbeit einer Gruppe, die bereits die Bewerbung Kölns als „Stadt der Wissenschaft“ vorbereitet hatte, fortgeführt und auf Dauer etabliert. In der Gründungsversammlung am Montag soll vor allem ein Vorsitzender des neuen Gremiums gewählt werden. Köln zählt insgesamt über 100.000 Studierende, deren Institute, so OB Fritz Schramma, „täglich bedeutende Innovationen der verschiedensten Fachrichtungen“ zu bieten haben. Frank Überall