: berliner szenen Halle Berry in Berlin
Wer ist das denn?
Die Teenager warten und frieren. Sie warten schon sehr lange, aber das macht nichts. Schließlich gibt es genug zu sehen. Einen roten Teppich, Absperrungen und schicke Frauen aus der PR-Branche, die aufgeregt hin und her laufen und letzte Anweisungen an die wartenden Journalisten geben. Großes Aufgebot bei der Deutschland-Premiere des neuen Films von Halle Berry im CineStar am Potsdamer Platz. Endlich geht es los.
Die ersten prominenten Gäste kommen, heißt es. Ein Mann, sicher zwei Meter groß mit aufgetürmten, blond gefärbten Haaren, Stöckelschuhen und einem Make-up, das mehr an Fasching als an Hollywood erinnert, stakst über den Teppich. Die Teenager und Fotografen werfen die Arme in die Luft und rufen „Olivia! Olivia! Hierher!“ Der Mann lächelt, dreht sich nach allen Seiten, winkt. Muss man den kennen? Dahinter kommt eine dunkelhaarige Frau mit Freund, der an eine Barbie-Ken-Puppe erinnert. Sie bleibt stehen, gibt Autogramme. Die Teenager jubeln. „Mariella! Mariella!“, rufen sie aufgeregt und halten ihr Stifte und Blöcke hin. „Mariella, bitte ein Autogramm!“ Und die Fotografen: „Hierhin gucken! Mariella, hierhin! Und jetzt noch einmal küssen!“ Als sich das Paar schließlich umdreht und weitergehen will, schreit eine Journalistin verzweifelt hinterher: „Mariella, wie heißt dein Freund mit Nachnamen? Mariella, ich habe es nicht verstanden. Wie heißt dein Freund?“ Doch Mariella geht einfach weiter.
Da endlich, das erste bekannte Gesicht. Klaus Wowereit schreitet den roten Teppich hinab, grüßt nach rechts und nach links, doch keiner hält ihn auf. Als er an den Teenagern vorbeikommt, sinken die Stifte und Blöcke nach unten. Eine Fünfzehnjährige murmelt. „Wer ist das denn?“ SANDRA LÖHR
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