Galileo kann abheben

USA und EU einigen sich über satellitengesteuertes Navigationssystem

BERLIN taz ■ Europa und die USA haben ihren Streit um das europäische Satelliten-Navigationssystem Galileo beigelegt. Laut einer Erklärung der Brüsseler EU-Kommission haben sich Europa und die USA grundsätzlich über die Zusammenarbeit zwischen Galileo und dem amerikanischen Satelliten-Navigationssystem GPS (Global Positioning System) geeinigt. Jetzt gehe es nur noch um formale Punkte.

Die EU-Kommissarin für Transport und Energie, de Palacio, sprach davon, dass Europa und die USA nun gleichberechtigte Partner seien. Galileo werde als unabhängiges System aufgebaut, so de Palacio. Gleichzeitig ermögliche das Abkommen Kunden, Galileo und GPS komplementär und mit einem einzigen Empfangsgerät zu nutzen.

In den Verhandlungen hatte sich Europa bereit erklärt, für Galileo geringfügig veränderte Frequenzen zu verwenden, und damit die amerikanischen Bedenken ausgeräumt, dass die vom US-Militär genutzten GPS-Frequenzen überlagert und so Kampfeinsätze gefährdet werden könnten. Die USA hatten daraufhin ihren Widerstand gegen den Aufbau von Galileo aufgegeben. Die Änderung der Frequenz werde die Leistungsfähigkeit von Galileo nicht beeinflussen, hieß es in Brüssel.

Das unter ziviler Leitung stehende Galileo-Navigationssystem soll ab 2008 mit insgesamt 30 Satelliten arbeiten und mit einer Genauigkeit von einem Meter die bislang genaueste Positionsbestimmung ermöglichen. Damit ist Galileo dem amerikanischen GPS-System weit überlegen. GPS lässt für die zivile Nutzung nur eine Positionsbestimmung auf 20 bis 50 Meter zu. Es steht zudem unter militärischer Leitung und kann für zivile Nutzer jederzeit ohne Vorwarnung und ohne Anspruch auf Schadensersatz gesperrt werden. Im Krieg gegen den Irak schränkten die USA letztes Jahr die zivile Nutzung des GPS ein, im Krieg gegen Jugoslawien 1999 wurde es für den nichtmilitärischen Gebrauch zeitweise ganz abgeschaltet. In Europa wurden die amerikanischen Proteste gegen Galileo zudem als Vorwand gegen unliebsame Konkurrenz gesehen, da GPS bisher das einzige globale Satelliten-Navigationssystem ist.

Galileo soll rund 3,5 Milliarden Euro kosten und bis zu 100.000 Arbeitsplätze schaffen. Im Herbst letzten Jahres hatten China und Indien Interesse bekundet, sich an den Investitionen in das Galileo-Projekt zu beteiligen. KENO VERSECK