Krabbeln in der Innenstadt

Das Modell „Betriebsnahe Kinderbetreuung“ geht im Sommer an den Start. Es soll Eltern und Firmen die Baby-Zwangspause ersparen. Projekt auch in der City

taz ■ Petra Schäffer ist Geschäftsführerin einer kleinen Firma in der Langenstraße. Mit Dienstleistungen rund um den Naturschutz ist sie auf qualifizierte MitarbeiterInnen angewiesen. „Zwei davon sind, wie man so schön sagt, im gebärfähigen Alter“, so die Geschäftsfrau. „Wenn sie in Erziehungsurlaub gehen, kriege ich ein Problem.“

Schäffer hat daher die Initiative ergriffen. Eine „betriebsnahe Kinderbetreuung“ soll ihr und anderen Unternehmen den Totalausfall wichtiger MitarbeiterInnen ersparen. Denn nach wie vor herrschen bei der Unterbringung der Unter-Dreijährigen alles andere als berufsfreundliche Verhältnisse. Krabbelgruppen sind überlaufen und Tagesmütter nicht so leicht zu finden. Beide sind zeitlich oft so beschränkt, dass ein Ganztags-Job für die Eltern nicht in Frage kommt.

Gemeinsam mit dem Präsidenten des an der Domsheide gelegenen Landgerichts Wolfgang Golasowski und dem Vorsitzenden des Bremischen Anwaltvereins, Dieter Janßen, hat Petra Schäffer per Rundschreiben an alle Firmen in der City nach MitstreiterInnen gesucht – und ist fündig geworden. „Wir haben jetzt etwa 20 Anmeldungen und wollen im Sommer zwei Krabbelgruppen aufmachen.“

Die meisten Rückmeldungen hätten sie von kleineren Anwaltskanzleien bekommen, aber auch Angestellte des Gerichts und der in der Innenstadt ansässigen Verwaltung seien auf sie zugekommen. Die beiden Gruppen sollen entweder von einer Elterninitiative oder von der Kirche getragen werden.

Möglich wird das Konzept durch ein „Modellprojekt Betriebsnahe Kindergruppen“ der Sozialbehörde, auf das sich außer der Innenstadt-Initiative auch die Firma Kraft Foods und ein Zusammenschluss aus Firmen im Technologie-Park beworben haben. In so genannter Public-Private-Partnership sollen die Kosten geteilt werden: Ein Drittel steuert die Kommune bei, ein Drittel die Betriebe, ein Drittel die Eltern im Rahmen der Kindergartenbeitragsordnung. Den Betrieb werde ein Platz pro Monat netto 150 Euro kosten, sagt Schäffer. „Wenn man so gute MitarbeiterInnen halten kann, ist das wohl nicht zu teuer.“ hey