Windkraft studieren

Die Uni Stuttgart bekommt als erste deutsche eine Professur für Windkraft. „Interesse der Branche ist riesig“

Die Universität Stuttgart erhält den ersten deutschen Lehrstuhl für Windenergie. Die Professur wird der Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik zugeordnet, und über zehn Jahre von der Karl-Schlecht-Stiftung mit insgesamt 2,5 Millionen Euro finanziert.

„Die Industrie wartet längst auf einen solchen Lehrstuhl“, sagt Heiner Dörner, Lehrbeauftragter am Institut für Flugzeugbau an der Universität. Man gehe davon aus, dass die Stiftungsgelder in den kommenden Jahren durch Drittmittel deutlich aufgestockt werden können.

Namensgeber der Karl-Schlecht-Stiftung und Finanzier ist der Chef des Betonpumpenherstellers Putzmeister aus Aichtal südlich von Stuttgart, ein großer Fan der Windkraft. Karl Schlecht betreibt selbst mehrere Windkraftanlagen. Er will mit seiner Stiftungsprofessur die Technik noch verbessern helfen. Als Forschungsschwerpunkte des Lehrstuhls hat er die Themen Aerodynamik, Schallentwicklung sowie die Qualitätssicherung und Erhöhung der Lebensdauer von Windkraftanlagen definiert. Wie es von Seiten der Universität heißt, soll der Lehrstuhl eng mit den Abteilungen für Leichtbau, Faserverbund-Technologie und Regelungstechnik kooperieren.

Damit wird die Universität Stuttgart an ihre Nachkriegsgeschichte anknüpfen, als der Flugzeugbauer Professor Ulrich Hütter in Stuttgart die Grundsteine der modernen Windkraft legte. Hütter war, wie alle Flugzeugbauer, nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Alliierten in seinen Aktivitäten stark eingeschränkt – also spezialisierte er sich auf die Windkraft, die unter physikalisch-technischen Aspekten viele Parallelen zum Flugzeugbau aufweist. Hütter entwickelte in Stuttgart zahlreiche Typen von Windkraftanlagen, die anschließend auch in der Nähe von Göppingen produziert wurden. Auf der Schwäbischen Alb legte er ein Testfeld für Windturbinen an und gilt seither als Vater der modernen Windkraft in Deutschland.

Das Bewerbungsverfahren für die Stelle ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass noch im Mai die Besetzung bekannt gegeben werden soll. Nach zehn Jahren läuft die Stiftungsprofessur zwar aus, doch Dozent Dörner nimmt an, dass das Thema Windkraft auch danach weitergeführt wird: „Das Interesse der Branche ist riesig.“ B. JANZING