Spannung tut verdammt gut

Der Kampf um die deutsche Basketball-Meisterschaft, deren Play-offs heute beginnen, verspricht Dramatik wie lange nicht mehr. Der Sport expandiert, muss aber um seine Fernsehpräsenz bangen

aus Köln DANIEL THEWELEIT

Im Schatten der eindrucksvollen Köln-Arena liegt ein schmuckloser Bürokomplex. Wenig inspirierte Architektur, billige Bauweise, Glas und Beton. Hier residiert die Deutsche Basketball-Liga, die BBL, und immer wenn ihr Geschäftsführer Otto Reintjes das Büro verlässt, hat er seine Vision vor sich. Das Herzstück der Neukonzeption, die mit der Gründung der BBL GmbH vor gut drei Jahren begonnen wurde und mittels derer die Sportart in ein neues Zeitalter überführt werden soll, sind diese modernen Unterhaltungstempel. Es soll eine Ära jubelnder Massen und bunter Rahmenprogramme sein, weg vom Bratwurst- und Turnhallenmief. „Wenn qualitativ guter Sport im richtigen Umfeld stattfindet, dann wird er zum Event, dann zieht er einfach mehr Leute an“, sagt Reintjes. Nach den ersten drei Jahren kann er auf beachtliche Erfolge verweisen. An traditionellen Standorten wie Bamberg, Braunschweig oder Gießen sind neue Arenen entstanden, Großstädte wie Köln und Frankfurt kamen hinzu auf die Bundesliga-Landkarte, deutscher Basketball wurde zur TV-Sportart, und die Leistungsdichte der Mannschaften ist eng wie nie.

Am heutigen Samstag beginnen die Play-offs mit den ersten Viertelfinalspielen, und die Frage, wer Meister wird, ist so offen wie lange nicht. „In diesen Play-offs wird der Qualitätssprung, den die Liga gemacht hat, zum ersten Mal richtig sichtbar werden“, glaubt Carsten Kerner, der Manager von Serienmeister Alba Berlin. Die Bonner Baskets waren das beste Team der regulären Saison, Köln und Berlin gelten aber als mindestens ebenso aussichtsreiche Kandidaten auf den Titel, Letztere stehen mit Bamberg bzw. Frankfurt allerdings bereits im Viertelfinale vor äußerst schwierigen Hürden.

„Diese Spannung von Anfang an tut verdammt gut“, meint Reintjes und bilanziert: „Ich bin sehr zufrieden damit, was wir erreicht haben. Ich glaube, mit unseren Möglichkeiten war nicht mehr drin.“ Die Zuschauerzahlen sind in den vergangenen beiden Jahren um 12 bzw. 15 Prozent gestiegen, die Liga hat künftig mehr Startplätze in europäischen Wettbewerben als je zuvor, die Marke BBL wird in Kinos, bei McDonald’s oder auf Frühstücksprodukten beworben, und die deutsche Nationalmannschaft ist erfolgreich wie nie. In der kommenden Saison wird die Liga um zwei moderne Hallen, in denen die Teams aus Quakenbrück und Karlsruhe residieren, auf dann 16 Klubs aufgestockt, und selbst der Traditionsverein Brandt Hagen, dem wegen seiner maroden Spielstätte der Lizenzentzug drohte, hat in dieser Woche die Finanzierung einer neuen Arena auf sichere Füße gestellt. Es wirkt grotesk, dass ausgerechnet jetzt ein Ende der TV-Präsenz des Basketballs droht.

Nach Auflösung der KirchMedia hat die BBL ihre Fernsehrechte zurückgenommen und versucht nun, neue Partner zu finden. Bisher strahlt Sat.1 ein wöchentliches Magazin aus, und das DSF überträgt je Spieltag eine Partie live. Jetzt müssen die Sender und die BBL beraten, ob es eine gemeinsame Zukunft gibt. Erschwerend kommt für die BBL hinzu, dass auch die Verträge mit den beiden wichtigsten Sponsoren der Liga, mit der Bahn und s.Oliver, im Sommer auslaufen. Die wollen die Zusammenarbeit zwar grundsätzlich verlängern, müssen aber natürlich vorher wissen, in welcher Form sie dann im Fernsehen vertreten sein werden.

„Als Fußball-Manager würde ich gegenwärtig trotzdem schlechter schlafen“, meint Michael Mronz, der Geschäftsführer von Rhein Energie Cologne, „unsere Finanzen sind relativ unabhängig von den Fernsehgeldern, in Köln beträgt ihr Anteil etwa 1,5 Prozent des Gesamtetats“. „Wenn wir von der Mattscheibe verschwinden, dann schadet das dem Basketball und weniger uns als Verein“, sagt auch Ingo Wolf, Manager des Mitteldeutschen BC, und sein Berliner Kollege Carsten Kerner bringt es auf den Punkt: „Es geht um die Fernsehpräsenz, um die Werbung für unseren Sport, das Geld ist zweitrangig.“

Nun werden verschiedene Szenarien durchgespielt. Man sondiert die Öffentlich-Rechtlichen und wartet, dass die künftigen Besitzverhältnisse des DSF absehbar werden. Die KarstadtQuelle AG ist an einem Kauf des Senders aus Kirchs Konkursmasse interessiert, allerdings auch der US-Milliardär Haim Saban, der schon Teile der ProSiebenSat.1 Media AG erworben hat. Und Saban liefert nun den Nährboden für neue Visionen, im Focus-Interview antwortete er auf die Frage, ob er sich für Fußball interessiere: „Nicht besonders. Basketball! Ich liebe Basketball.“ Leverkusens Manager Thomas Deuster sieht daher den Weg schon vor sich: „Wir müssen Handball und Eishockey überflügeln und uns dann möglichst schnell Richtung Formel 1 bewegen.“