Hotelmann unter Golfern

„Es gibt kaum eine faszinierendere Welt als die Hotellerie.“ Der Hotelmanager Karl F. Foerster hat sich nach einer internationalen Karriere für das Golferparadies Fleesensee entschieden. Ein Portrait

In Ägypten war es leichter erstklassigen Service zu machen als hier in Deutschland

von EDITH KRESTA

Irgendwann vor vier Jahren hat es gereicht. Karl F. Foerster, Jahrgang 1943, arbeitete als General Manager bei Radisson SAS Hotels. Auf einer Stelle, „die mit viel Hin- und Herfliegerei verbunden war“. Und er stellte sich die schicksalhafte Frage: „Wie lange will ich noch so weitermachen?“ Er sehnte sich nach einem ruhigeren Leben. Den Ort dafür hatte er sich längst ausgeguckt: Das Schloss Fleesensee, das damals gerade in der Renovierungsphase war. Vor einem Jahren zog er dann mit seiner Frau Dörte auf das platte Land in Mecklenburg-Vorpommern. „Ich bin ein Naturmensch. 16 Mal hat mein Vorgesetzter mir gesagt, wo ich hin muss. Hierher zu kommen war mein Wunsch.“

Im Hotelfoyer züngelt im offen Kamin das Feuer. Knallgrüne und rote Überzüge nehmen den schweren Möbeln das Drückende. Foerster führt auf die Veranda mit Blick auf das manikürte Grün der Golfanlagen. „Ich wollte immer schon Schlossbesitzer werden“, meint er schmunzelnd. Tea-Time-Feeling auf der riesigen Holzterrasse vor dem angrenzenden Salon mit seinen schönen Antiquitäten und knallbunten Bildern an der Wand. Diskreter Charme für die golfende Bourgeoisie. Frühmorgens kann Foerster nun Kraniche beobachten. Er fährt Rad und überlegt sich das Golfen zu lernen. Schließlich ist sein Radisson SAS die luxeriöse Adresse der Golferklientel von Fleesensee. Schloss Fleesensee ist ein kleines, geschmackvolles Etablissement der gehobenen Großhotellerie mit über 300 Betten. Und die große Hotellerie war Foersters Bestimmung.

„Angefangen habe ich in Freiburg mit 17 Jahren im Colombi Hotel“, erzählt er. Er war Koch, Kellner und an der Hotelfachschule. „Dann hatte ich schnell den Drang ins Ausland zu gehen.“ Mit 19 ging er zunächst in die Schweiz, ins Grand Hotel Bürgenstock. Hier verkehrten Konrad Adenauer, Audrey Hephurn oder Sophia Loren. „Nach zwei Jahren Schweiz hat es mich dann richtig gepackt. Ich wollte ins große Amerika.“ Er hatte Glück. Er bewarb sich bei Sheraton und bekam ein Management-Training in Philadelphia. Mit 21 Jahren wurde er Abteilungsleiter, mit 22 Jahren war er Wirtschaftsdirektor im New Yorker Sheratonhotel mit 1.600 Zimmern. Die Stationen wechselten: Providence Island, St. Louis, Boston, von wo er den Gastronomiebereich der Sheraton-Gruppe in den Südstaaten, der Karibik und Mexiko verwaltete. In Philadelphia hat er seine deutsche Frau Dörte kennen gelernt und geheiratet. 17-mal wechselt sie mit ihm den Ort. Ihre beiden Kinder besuchten internationale Schulen. „Man gewöhnt sich daran“, sagt die gepflegte, groß gewachsenen Frau, die im Schlosshotel für die Auswahl der Bilder, Leihgaben von Galerien, zuständig ist.

1971 übernimmt Foerster die Projektleitung für das Sheraton in München, das zur Olympiade fertig sein sollte. „Eine enorme Aufgabe“, sagt er. Er musste in die Bauleitung die Hotelaspekte einführen, die Innenarchitektur planen, er war für Einkauf und Personalaufbau zuständig. „Damals sind wir ins ehemalige Jugoslawien gefahren und haben auf dem Dorf Arbeitskräfte gesucht, geprüft und im Bus gleich mitgenommen. Ich bin mir vorgekommen wie ein Sklavenhändler.“ Zimmermädchen ist in vielen Ländern die klassische Arbeit von Migrantenfrauen. In den neuen Bundesländern, wo Foerster nun sein Personal aufgebaut hat, ist das anders.

„Unsere Zimmermädchen kommen aus Neubrandenburg, Malchow und Waren“, sagt der Hoteldirektor an der Hotelbar, wo er gerade eingetroffen Stammgäste zum Empfangssekt lädt. Er winkt der Serviererin nachzuschenken. Die junge Frau versorgt zuerst die kleine alte Dame – passionierte Golferin aus Hamburg. Foerster zollt seiner Angestellten dankend Aufmerksamkeit. Getreu seiner Devise: „Ich muss darauf achten, dass der Gast und der Mitarbeiter zufrieden sind.“

Der Hotelmanager Foerster wirkt unprätentiös, nicht nur im Umgang mit seinem Personal. Man nimmt ihm ab, wenn er sagt, er könne auch wieder als Kellner arbeiten. Er weiß, „das sind Idealisten, die in der Hotellerie arbeiten.“ Denn der Verdienst ist schlecht. Auch wenn Foerster nach Fleesensee der Ruhe wegen kam, zurückgezogen hat er sich nicht. Er ist im Hotel omnipräsent. „Ich habe in meinem Leben zweimal drei Wochen Urlaub gemacht am Stück.“ Er geht gern in die Berge, liest am liebsten am Strand, liebt Opern. Zuletzt war er im Winter mit seiner Frau in Sri Lanka zur Ayurveda-Kur.

Drei Wochen Ayurveda, zwei hätten gereicht. Dabei hat er sich umgeschaut, was von Ayurveda für den Wellnessbereich des eigenen Hotels taugt. „Wenn man es richtig machen will, dann kann man nicht nur ein bisschen davon ins Wellnessprogramm aufnehmen“, stellte er fest und gab die Idee auf.

Nach München kamen Brüssel, Madeira, Ägypten. Kairo ist seine Lieblingsadresse. Das Sheraton Heliopolis in Kairo, wo er arbeitete, war das beste Hotel am Ort. Hier verkehrten die Staatsgäste. „Dort aktiv zu sein, aber vor allem die Arbeit mit den Auszubildenden, das war sehr schön.“ Foerster lobt die Motivation der Äygpter. „In Ägypten war es leichter erstklassigen Service zu machen, als hier in Deutschland“, konstatiert er. „Und es kam von den Leuten sehr viel zurück.“

Die großen Hotels leben vom internationalen Flair, und sie brauchen Personal mit internationaler Erfahrung. „Die braucht man der Sprache wegen“, sagt Foerster, „aber vor allem auch, um zu lernen, mit anderen Mentalitäten umzugehen.“ Für ihn war der Wechsel nach Amerika eine „tolle Erfahrung“. Dort lernte er, wie wichtig Lob und Motivation ist. Er selbst und sein Zwillingsbruder – wie er ein erfolgreicher Hotelier, allerdings in der Sparte Designerhotels – hatten eine harte Erziehung und Ausbildung durchlaufen. Ein sehr strenges, arbeitsames Elternhaus, eine harte Lehre. Amerika war dann die Erleuchtung. „Ich war von der lässigen Art der Amerikaner so angetan, dass ich alles für sie gemacht hätte“, gesteht Foerster, und die Amerikaner schätzten seinen „deutschen Fleiß“. Als Jugendlicher hatte er ein Buch über Conrad Hilton gelesen. „Ich war fasziniert.“ Und diese Faszination, dass war Amerika.

Seither hat sich viel verändert. Auch in der Hotellerie. „Vor allem zwischen den 60er- und 70er-Jahren war der Sprung“, erzählt Foerster. „Bis 1960 hatte noch kein Hotel eine Verkaufsabteilung. Die Kunden kamen, aber man warb nicht um sie.“ Die Großhotellerie kam erst mit dem Jungfernflug der Boeing 707 auf. Damals wurden die großen Hotels, zum Beispiel das Interconti in Frankfurt, in Zusammenarbeit mit der PanAm gebaut. Es entstanden die großen Hotelketten. „Und das Frühstücksbuffet“, erzählt Foerster. „Sie konnten für 300 Frühstücksgäste nicht mehr Eier à la minute kochen.“ Trotz aller Rationalisierung und marktwirtschaftlicher Anforderung ist Foerster leidenschaftlicher Hotelier geblieben: „Es gibt kaum eine fazinierendere Welt als die Hotelerie“, gesteht er. „Ich würde das Gleiche wiedertun.“