Pleitewelle rollt weiter

Zahl der Insolvenzen 2003 weiter gestiegen. Kritik an SPD-Wirtschaftsminister Harald Schartau wächst

DÜSSELDORF taz ■ Die Zahl der Unternehmens- wie der Verbraucherinsolvenzen ist 2003 weiter gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden fast 11.400 Firmen zahlungsunfähig, teilte das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik mit – ein Anstieg um rund 22 Prozent. Im Vergleich zum Jahr 2000 hat sich die Zahl der jährlichen Firmenpleiten damit fast verdoppelt. Zusätzlich nahmen 2003 knapp 9.150 Privatleute das neue Verbraucherinsolvenzverfahren in Anspruch – rund 61 Prozent mehr als 2002.

Opposition und Wirtschaftsverbände kritisierten die Zahlen als Beweis des „Versagens“ von NRW-Wirtschaftsminister Harald Schartau (SPD). „Die Daten belegen einen traurigen Nachkriegsrekord in Nordrhein-Westfalen, dem bereits zehntausende Arbeitsplätze zum Opfer gefallen sind“, so Gerhard Papke, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion. Die nordrhein-westfälische Sektion des Bundesverbands der mittelständischen Wirtschaft (BVmW) erklärte, Schartaus Wirtschaftspolitik orientiere sich zu einseitig an Großkonzernen – und Existenzgründern: „Existenzgründer werden gefördert, Konzerne beschützt. Doch der etablierte Mittelstand hat die höchste Last zu tragen“, so BVmW-Sprecher Reginald Hohmeister.

Wirtschaftsminister Schartau bedauerte die Pleitewelle als „erneuten Indikator für das weltweite Konjunkturtief im Jahr 2003“. Allerdings zeigten die Zahlen kein vollständiges Bild der tatsächlichen wirtschaftlichen Lage: „Gerade in NRW ist der Gründungsboom ungebrochen.“ Allein in den ersten neun Monaten des Jahres 2003 sei die Zahl der Unternehmens-Neugründungen mit 80.469 um 9,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Außerdem bedeute eine Insolvenz längst nicht mehr das Ende einer Firma, so Schartau: Mittlerweile macht jedes dritte Unternehmen weiter.“

ANDREAS WYPUTTA