… Volker Ludwig?
: Mangelnden Grips beklagen

Was waren das noch für Zeiten? Es war in den 70er-Jahren. Die CDU versuchte emsig, die Fördergelder für das Gripstheater im Hansaviertel zu streichen – mit dem Argument, Kinder würden kommunistisch indoktriniert. Und Lehrer, die es wagten, mit den Schülern Stücke im Gripstheater anzusehen, mussten mit einem Eintrag in der Personalakte rechnen. Am Samstag wurde Volker Ludwig, Gründer und Chef des inzwischen wohl berühmtesten Kinder- und Jugendtheaters Deutschlands, mit dem Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ für sein Lebenswerk geehrt.

Dabei sieht der Geehrte das noch gar nicht vollendet. Noch immer bekämen zu wenig Kinder und Jugendliche jemals ein Theater zu Gesicht, beklagt er. „Und das, obwohl die ganze Welt voller Neid auf unsere Theaterlandschaft schaut – das ist doch ein Skandal.“ Kämpferisch, wie der Alt-68er noch immer ist, fordert der Preisträger vor versammelter Gala im Stuttgarter Opernhaus alle Verantwortlichen dieser Welt auf, Theater endlich auf die Lehrpläne der Schulen zu setzen. „Dann wird mein Lebenswerk vielleicht doch noch vollendet.“

Das Gripstheater gilt als Pionier des antiautoritären Kindertheaters und hatte Vorbildfunktion für ganze Schüler- und Lehrergenerationen der wilden 68er. Entsprechend hat Klaus Zehelein, Präsident des Deutschen Bühnenvereins, bei der Preisverleihung das höchste Lob auf Lager, das man einem Vertreter dieser Generation erweisen kann. Er nennt Ludwig den „Revolutionär des Kindertheaters“. FLEE FOTO: ARCHIV