Bush, kein Bruchpilot

Der US-Präsident landet sicher auf einem Flugzeugträger. Dort hält er eine taktisch kluge Rede zum „Ende der Hauptkampfhandlungen im Irak“

von BERND PICKERT

Wer sich das ausgedacht hat, schrieb anerkennend ein Kommentator der New York Times, hat sein Geld wirklich verdient: Vor der Küste Kaliforniens, auf dem Deck des aus dem Golf zurückkehrenden Flugzeugträgers „Abraham Lincoln“, erklärte US-Präsident George W. Bush vor tausenden angetretenen Soldaten das Ende größerer Kampfhandlungen im Irak. Zuvor war Bush in voller Pilotenuniform auf dem Sitz des Kopiloten auf dem Deck des Flugzeugträgers gelandet. „Wenn das Flugzeug einen geraden Kurs im Landeanflug nimmt, steuert der Navy-Pilot. Wenn es irgendetwas anderes tut, bleibt die Frage offen“, hatte Präsidentensprecher Ari Fleischer zuvor auf die Frage geantwortet, ob Bush, der zehn Monate als Pilot bei der National Guard gedient hatte, selbst steuern wolle. Vor den Augen der Soldaten und der ebenfalls wartenden außenpolitischen Beraterin Condoleezza Rice erwischte die Maschine mit Bush an Bord dann das letzte von vier möglichen Halteseilen auf der kurzen Landebahn. Ausstieg Bush, windzerzaust, Helm unterm Arm. Gute Bilder.

„Die Hauptkampfhandlungen im Irak sind vorüber. In der Schlacht um den Irak haben die USA und ihre Alliierten gewonnen“, erklärte Bush dann in seiner Rede. Er vermied es, den Krieg für beendet zu erklären. Dann nämlich müssten die rund 6.800 irakischen Kriegsgefangenen müssten nach den Konventionen von Den Haag und Genf unverzüglich freigelassen werden, es sei denn, sie würden juristisch verfolgt. Außerdem wäre es den USA nicht mehr erlaubt, die noch gesuchten Mitglieder der ehemaligen irakischen Führung „im Kampf“ zu töten – sie müssten gefangen genommen und vor Gericht gestellt werden. Vor allem aber würde sich vom dem Moment an die Rolle der US-Armee verändern: Wenn der Krieg vorbei ist, die Soldaten aber im Land bleiben, dann sind sie ganz offiziell Besatzer, die sie angeblich nicht sein wollen.

Klarer als je zuvor ordnete Bush den Irakkrieg in den Krieg gegen den Terror ein, der am 11. September 2001 begonnen habe. „Wir haben einen Verbündeten des Al-Qaida-Netzwerkes entfernt, und wir haben eine Finanzquelle von Terroristen trockengelegt“, sagte Bush. Dass es bis heute keinerlei Hinweis darauf gibt, dass das Regime Saddam Husseins eine Verbindung zu al Qaida gehabt haben könnte, sagte er nicht.

„Unsere Mission geht weiter. Al Qaida ist verwundet, nicht zerstört,“ sagte Bush und fügte hinzu: „Der Kampf gegen den Terror ist nicht vorbei, aber er ist auch nicht endlos.“ Ein Wendepunkt sei erreicht. Die Soldaten, die gestern ihren Heimathafen erreichen sollten, applaudierten ihrem Oberkommandierenden begeistert.