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: Olli Geissen ist ein braver Junge

„Absolut Madonna“

Sa., 22.15 Uhr, RTL

Groß, größer, am größten. Madonna kommt! Das war das Versprechen für die Samstagnacht. Gegeben vom Privatsender RTL, der uns neunzig Minuten „Absolut Madonna“, so der Titel der bereits am Dienstag aufgezeichneten Show, schenken wollte: Die Queen des Pop auf der Bühne, im Interview mit Moderator Oliver Geissen, anscheinend größter Madonna-Fan in Köln-Hürth, und dazu natürlich alles über ihr Leben, kommentiert von internationalen Prominenten. So die Ankündigung.

Im Bild sind dann: Die No Angels, DJ Bobo und Anke Engelke, die sagen dürfen, wie toll, bewundernswert und ach überhaupt … sie Madonna finden. Henry Maske wird gezeigt, als er sagt: „Madonna ist geil.“ Und Wolfgang Joop erklärt den Madonna-Look: „Bei Like A Virgin, Anfang der Achtziger, sah sie aus wie eine kleine Nutte.“ Der Saal tobt.

Das Rahmenprogramm entspricht dem RTL-Rahmenprogramm-Standard: noch einen kleinen Einspieler bis zur nächsten Werbung, dann ist sie da. Endlich. Madonna gibt „American Life“. Die Jungs in der ersten Reihe kreischen. Wir sehen eine Frau im unspektakulären Freizeitdress.

Oliver Geissen sagt „Hey, hey“ zur Begrüßung und darf sein Jugendidol küssen. Vor lauter Aufregung verschläft er jetzt das Interview. In zwanzig Minuten schafft es der Talkshowmoderator keine einzige Frage zu stellen. Dafür gibt er Stichwörter: Wohnort, Frühstück im Hause Ritchie, Bildband „Sex“, ehrlichstes Album …

Am gelangweiltesten ist Madonna selbst, sie gähnt und unterhält sich lieber mit einem österreichischen Jungen aus dem Publikum. Irgendwann will sie, dass Geissen mit den Fingern seine Zehenspitzen berührt. Er macht es, braver Junge. Ob das ein Gucci-Anzug sei, fragt sie. „Dolce & Gabbana“, verteidigt sich Geissen, aber Madonna schaut ihn nicht mehr an. Gelangweilt performt sie noch „Hollywood“ und „Music“ und ignoriert konsequent die Person die sich als „Hi, I’m Sascha“ vorstellt und ihr eine goldene Schallplatte überreichen will. Abspann. Aus.

Es war ein harter Tag für Louise Veronica Ciccone und für uns auch. HENNING KOBER