LER-Streit in Berlin
: Von Brandenburg lernen

Die Gegner eines Ethikunterrichts behaupten, Schule sei nicht der richtige Ort, um Werte zu vermitteln. Solche Argumente wirken mitunter wie eine Kapitualtion vor der komplizierten Situation in Berlin. Hier prallen der säkularisierte Osten, die bundesrepublikanische Tradition zweier einflussreicher Kirchen und ein hoher muslimischer Bevölkerungsanteil aufeinander.

KOMMENTARVON WIBKE BERGEMANN

Statt nach einer Lösung zu suchen, die die unterschiedlichen Interessen berücksichtigt, findet weiter überhaupt kein konfessionsloser Werteunterricht statt. Und dem freiwilligen Religionsunterricht laufen die Schüler weg – eine Nulllösung.

Eine Chance für die Berliner Misere steckt in der verstärkten Zusammenarbeit mit Brandenburg. Denn Berlin kann in dieser Frage von seinem Nachbarland lernen. Der Streit um das Ethikfach LER artete in Brandenburg in einen mittleren Glaubenskrieg aus. Zweimal gingen die Kirchen bis vor das Bundesverfassungsgericht.

Nach mehr als 10 Jahren sind die Streitpunkte zwischen Landesregierung und den beiden Kirchen nun auch in den Details geklärt. LER ist in Brandenburg zu einem Pflichtfach geworden, von dem sich die Schüler nur abmelden können, wenn sie alternativ den Religionsunterricht besuchen.

Natürlich ist die Situation in Berlin verzwickter als in Brandenburg: Hier müsste neben christlichem auch muslimischer und jüdischer Religionsunterricht angeboten werden. Dennoch kann Berlin von den Brandenburger Erfahrungen profitieren. Ein Ethikunterricht ohne Abmeldemöglichkeit etwa, wie ihn die PDS fordert, wurde in Karlruhe bereits vor zwei Jahren als verfassungswidrig erklärt. Böger kann Eltern, Schüler und Lehrer nicht länger mit Lippenbekenntnissen abspeisen. Da reicht es auch nicht, auf die widerspenstige PDS und Finanzprobleme zu verweisen.Wie heißt es etwa in der Bibel: Eure Rede sei klar, ja, ja, nein, nein.