„Mir ging es da gut“

Sieben Monate war Claudia bei Maatwerk angestellt: Gut beraten, besser bezahlt als beim Arbeitsamt, aber weiterhin ohne Arbeit. Nach der Insolvenz der Vermittlungsagentur hat sich die frühere Schriftsetzerin erneut arbeitslos gemeldet

Claudia (Name geändert) würde gerne wieder in einer Personal-Service-Agentur angestellt werden. Jedenfalls, „wenn es so gut läuft wie bei Maatwerk“, sagt die 32-jährige Mediengestalterin aus Neukölln. „Ich habe mich da wesentlich besser gefühlt als beim Arbeitsamt.“ Ihre Vermittlerin bei Maatwerk sei sehr bemüht gewesen. „Wenn ich eine Stellenanzeige fand, nahm sie sofort den Hörer in die Hand und rief dort für mich an.“ Gemeinsam hätten sie im Internet nach Stellenanzeigen gesucht. Für Claudia bedeutete die Beratung eine wichtige Unterstützung. Allerdings konnte auch Maatwerk keine Arbeit für Claudia finden.

Zwölf Jahre lang hatte die Mutter zweier Kinder als Schriftsetzerin in einem Verlag gearbeitet. Im August 2002 verlor Claudia ihre Stelle und war seitdem arbeitslos. „Nie hätte ich gedacht, dass ich mal zwei Jahre ohne Arbeit zu Hause sitzen werde.“

Im vergangenen Sommer erhielt die Mediengestalterin Post vom Arbeitsamt: „Wir freuen uns, Sie als Reinigungskraft und Hausmeister an die Firma Maatwerk vermitteln zu können.“ Denn ohne Ausbildung gilt sie als Hilfskraft. Doch Claudia hatte Glück: Die Vermittlungsagentur stellte sie ein, ersparte ihr aber, sie wider Willen als Hilfsarbeiterin einzusetzen. Als Maatwerk-Angestellte war Claudia formal nun wieder sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

Statt 690 Euro Arbeitslosengeld erhielt sie ein Gehalt von 886 Euro. Alle zwei Wochen hatte Claudia einen Termin mit ihrer Vermittlerin, ansonsten saß sie zu Hause. Nicht einmal eine Zeitarbeitsstelle konnte Maatwerk für die Mediengestalterin finden.

Über die Vermittlungsagentur schickte Claudia Bewerbungen an insgesamt fünf Firmen, ohne Erfolg. Zwei Unternehmen behielten immerhin ihre Unterlagen, für bessere Zeiten. „Es gibt einfach keine Jobs, das kann ich Maatwerk nicht ankreiden“, sagt Claudia.

Nach der Insolvenz von Maatwerk hat sich Claudia wieder arbeitslos gemeldet. Vom Arbeitsamt erwartet die 32-Jährige keine Hilfe bei der Jobsuche. Dort habe man versucht, sie als Schriftsetzerin zu vermitteln. „Diesen Beruf gibt es gar nicht mehr“, sagt Claudia resigniert. Ihr Sachbearbeiter habe bisher keine bessere Idee gehabt, als sie in einen zweiwöchigen Profiling-Kurs zu stecken. „Purer Aktionismus“, nennt die Mediengestalterin das. Sie glaubt: „Wenn das Arbeitsamt funktionieren würde, bräuchte man keine Personal-Service-Agenturen.“ WIBKE BERGEMANN