520 bleiben unbeschrankt

Nach einem erneuten Unfall mit Todesfolge soll ein Bahnübergang in Ostholstein jetzt gesichert werden

Süsel/Kiel taz ■ In der Nacht zum Dienstag ist es auf dem unbeschrankten Bahnübergang Bockholt nahe der Gemeinde Süsel im Kreis Ostholstein erneut zu einem schweren Unfall gekommen. Dabei starben zwei Rollstuhlfahrer, die von einem Regionalexpress erfasst wurden, der auf dem Weg von Lübeck nach Kiel war. Der Lokführer konnte den Unfall trotz Notbremsung nicht verhindern. Laut Bundesgrenzschutz (BGS) sind technische Ursachen zwar auszuschließen, ansonsten aber „ermitteln wir in alle Richtungen“, so ein BGS-Sprecher.

Der gestrige Unfall am Bahnübergang Bockholt ist der zweite mit Todesfolge innerhalb eines halben Jahres. Erst im vergangenen September verunglückte dort eine Frau mit ihren drei Kindern. Schon damals drängte das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr laut Sprecher Eckhard Jacobs auf eine Lösung für den Bahnübergang. Im Dezember kam es dann zu Verhandlungen zwischen der Gemeinde Süsel und der Bahn.

Das Ergebnis: Der Übergang soll Ende des Jahres mit einer so genannten Halbschranke mit Ampelanlage versehen werden. Die kostet 766.000 Euro und wird zu je einem Drittel von Bund, Bahn und der Gemeinde Süsel finanziert. Der Bürgermeister von Süsel, Martin Voigt, kann bei der Finanzierung des Gemeindeanteils sowohl auf eigene wie auf Landesmittel zurückgreifen. Zudem hat ein örtlicher Landwirt nach dem Unfall im vergangenen Jahr eine Spendenaktion gestartet, um etwas zum 250.000-Euro-Anteil der Gemeinde am Schrankenbau beizutragen.

Im Verkehrsministerium wird derweil schon über Lösungen für die anderen unbeschrankten Bahnübergänge im Land nachgedacht. So berät der Bund-Länder-Fachausschuss für den Straßenverkehr darüber, ob an ungesicherten Übergängen zukünftig Andreaskreuze und Stoppschilder aufgestellt werden. Das wird in Rheinland-Pfalz bereits mit einem Pilotprojekt getestet. Sollte es sich als erfolgreich erweisen, wäre es laut Ministeriumssprecher Jacobs eine „kostengünstige Sofortmaßnahme“ für die 521 unbeschrankten Übergänge in Schleswig-Holstein.Timm Schröder