Das Moks macht in Mittelalter

„King A“ als Demokratie-Parabel, in der Konflikte nicht nur mit Steeldrum-Methoden verhandelt werden

Wie kann man Zehnjährige für Demokratie begeistern? Mit Rittern. Zumindest mit denen von König Artur. Deren „Tafelrunde“ ist ja sowas wie der Archetyp des runden Tisches, an dem alle zu Wort kommen und mitentscheiden. Anders gesagt: Mit „King A“ legt das Moks ein Jugendstück vor, das im Vergleich zur narrativen Tradition des Hauses geradezu message-geprägt ist.

Den spielerischen Charme der Produktion muss das nicht mindern: Die Akteure in ihren Jeans und sonstigen Normalo-Klamotten sind ausgesprochen hier-und-jetzig, das Mittelalter-Feeling wird durch großformatige Metallplatten hergestellt. Satt verrostet baumeln sie von der Decke, und wenn man draufhaut, scheppert das besser als jeder vom Pferd fallende Ritter. Mit dröhnendem Getrommel wird Grundsätzliches geklärt: „Ein echter Ritter kennt keine Schwäche“, vertritt Kai (Jochen Klüßendorf) das Haudrauf-Modell. „Echte Ritter schmecken bitter“, warnt Merlin alle hungrigen Drachen des Reichs – „ein echter Ritter muss nie pünktlich zum Abendbrot zu Hause sein“, betont Lanzelot alias Mathias Bleier.

Natürlich muss auch entschieden werden, wer König ist. Neben einer gut choreografierten Schwert-aus-Stein-zieh-Sequenz wartet das Moks dabei mit einem sozialkritischen Einschub auf: „Einen König will mich will doch sowieso keiner“, sagt der rasta-mähnige und dunkelhäutige Simon Zigah (Merlin). Da allerdings hat die Inszenierung das Obama-Update verpasst.

Für Lisa Marie Fix als Guinevere hat Regisseur Taki Papaconstantinou eine Doppelfunktion parat: Zum einen hat sie die Aufgabe, als effiziente Nahkämpferin Macho-Ritter Kai zu dissen, was den zuschauenden Schülerinnen ausnehmend gut gefällt. Ihre zweite Aufgabe ist gleichermaßen klassisch, wenn auch von einem deutlich konservativeren role model geprägt: Als allseits begehrter Zankapfel sorgt Guinevere für Zwietracht zwischen Artur und seinen Rittern.

Hier wird die Vorlage von Inèz Derksen spannend: Wie reagiert ein König, dem die auch amouröse Gleichberechtigung an die Substanz geht? In der Legende wird aus der „Ehrenrettung“ ein vernichtender Bürgerkrieg. Die SchauspielerInnen setzen an diese Stelle einen cut – und stellen ihrem Publikum das Nachdenken über andere Lösungen anheim. Selten war das Moks so auf Botschaften aus. Beim Publikum kommen sie an. HENNING BLEYL