Armes Europa

Europapolitisches Netzwerk warnt vor Verfehlen der UN-Millenniumsziele – Helga Trüpel sieht sich bestätigt

Das Bremer entwicklungspolitische Netzwerk (BeN) zeigt sich über das drohende Scheitern der UN-Millenniumserklärung besorgt. Mit der Unterzeichnung verpflichteten sich die UN-Staaten vor acht Jahren zur Halbierung der weltweiten Armut bis 2015. Eine entsprechende Broschüre überreichten Vertreter des BeN am Montag der grünen EU-Abgeordneten Helga Trüpel (Grüne).

Die Initiative richte sich nicht nur an Politiker, wie BeN-Vorstandsmitglied Uwe Ihssen betont. Grundlegend sei es, die Bürger für das Problem der weltweiten Armut zu sensibilisieren.

Trüpel sieht sich durch die BeN-Iniative in ihrer entwicklungspolitischen Agenda bestätigt. Die Handels- und Finanzpolitik müsse mit sozialen und ökologischen Bedingungen abgestimmt werden. Gleichzeitig bedauert sie, dass es dafür zurzeit weder auf nationaler noch auf europäischer Ebene die nötigen Mehrheiten gebe.

Besonders in der Landwirtschaft wirke die Politik der EU einer gerechten Ökonomie entgegen. Sie verursache Hunger und Armut in den Entwicklungsländern. Europa bekomme dies als verstärkte Flüchtlingsbewegungen zu spüren.

Trüpel fordert keine Almosen, sondern entwicklungspolitische Maßnahmen, beispielsweise die Vergabe von Mikrokrediten zur Stärkung des kleinbäuerlichen Sektors.

Dazu müsse der Druck nicht nur innerhalb der EU erhöht werden. Auch eine Reform der Welthandelsorganisation (WTO) sei dringend geboten, um den Welthandel nach ökosozialen Maßstäben auszurichten.

Die Bremer EU-Parlamentarierin Karin Jöns (SPD) äußerte sich auf telefonische Nachfrage nicht zum Reformbedarf der EU. Sie sei für das Thema nicht unmittelbar zuständig, erklärte ihre Sprecherin. Jöns ist Mitglied der Paritätischen Versammlung, in der EU-Parlamentarier mit Vertretern afrikanischer, karibischer und pazifischer Länder zusammenarbeiten.

STEVEN HEIMLICH