Verdacht auf Atomhilfe für Syrien

Schwedischer Zoll ermittelt wegen Ausfuhr einer Uran-Reinigungsanlage zur Düngemittelproduktion nach Syrien. Syrische Experten in Schweden ausgebildet

STOCKHOLM taz ■ In Schweden haben die Behörden mit Zurückhaltung auf einen Spiegel-Bericht reagiert, wonach Syriens Diktator Baschar al-Assad womöglich mit schwedischer Hilfe ein geheimes Atomprogramm betreibt. Tatsächlich hat in den Jahren 1997 bis 1999 ein „Wissenschaftsaustausch“ zwischen Schweden und Syrien stattgefunden. Und tatsächlich hat die Zollfahndung in Göteborg vergangene Woche ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, um zu untersuchen, ob eine Uran-Reinigungsanlage unter Verstoß gegen Ausfuhrvorschriften nach Syrien exportiert worden ist.

Komponenten einer Fabrik, die als „Reinigungsanlage für Phosphorsäure“ deklariert wurde, waren 1999 für 10 Millionen Euro von der Göteborger Firma MEAB ins syrische Homs geliefert worden. Verwendungszweck sei die Reinigung der Säure von Uran, um Säure zur Verwendung in der Düngemittelproduktion zu erhalten, betonte MEAB-Chef Hans Reinhardt. Mit Atomkraft oder Atomwaffen habe die Fabrik „absolut nichts“ zu tun, erklärte er der Zeitung Expressen. Allerdings sei es möglich, mit einer Technik wie der der Anlage, Brennelemente aufzubereiten und Uran zu gewinnen.

Für den Verkauf von „Dual-use“-Technik hatte MEAB keine Genehmigung, meint der zuständige Zollinspektor. Hier werde die Voruntersuchung zeigen, ob ein Verstoß gegen Exportvorschriften stattgefunden hat.

Die MEAB-Anlage ist offiziell Teil einer Düngemittelfabrik, die allerdings von Syriens Atomenergiekommission (AECS) betrieben wird. AECS-Experten hielten sich zudem mehrfach im Rahmen eines „Wissenschaftsaustausches“ in Schweden auf, der aber mit der EU und der Internationalen Atomenergiekommission abgestimmt worden war. In der Urangewinnungsanlage Ranstad wurden sie von 1997 bis 1999 mit der dortigen Technik vertraut gemacht. Dies sei „im Rahmen technischer Entwicklungshilfe“ geschehen, betont Bengt Petersson, Vizechef der Abteilung für Nichtweiterverbreitung von Kernwaffen der staatlichen Atomenergieinspektion SKI. Erst als Syrien 2002 auf der US-Liste der „Schurkenstaaten“ aufgeführt wurde, interessierten sich die SKI und der Verfassungsschutz Säpo plötzlich für diese Besuche. RWO