Problemzone Computer

Rund 130.000 Frauen in Berlin haben keine Arbeit. Und diejenigen, die nach einer Familienauszeit wieder einen Job suchen, haben es besonders schwer. Ein Computerprojekt hilft beim Update

von ANNE RUPRECHT

Schule, Ausbildung, Kinderpause, Arbeitslos. Eine typische weibliche Berufskarriere. Auch heute noch. Bei über 320.000 Arbeitslosen allein in Berlin ist die Konkurrenz hart. Frauen, die nach einer jahrelanger Familienpause wieder in den Beruf einsteigen wollen, haben wenig Chancen. Und ohne ausreichende Computerkenntnisse so gut wie gar keine.

Genau an diesem Punkt setzt ein Fortbildungsangebot des Kreuzberger FrauenComputerZentrums an. „Keine Angst vor Computern“, heißt es programmatisch. „Wir haben festgestellt, dass das eine speziell weibliche Problemzone auf dem Arbeitsmarkt ist, besonders im EDV-Bereich sind Frauen nach jahrelanger Pause nicht mehr up to date“, erläutert Leiterin Renate Wielpütz das Konzept. Ebendiesen Update können Frauen hier in einem dreimonatigen Lehrgang bekommen. „Wir machen mit ihnen ein Bewerbungstraining, sie lernen Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, aber auch Webpublishing und Präsentationsprogramme.“ In kleinen Gruppen ohne männliche Konkurrenz.

„Das ist sehr wichtig, denn Frauen lernen einfach anders. Sie wollen nicht einfach nur Knöpfchen drücken, sondern das Ganze auch verstehen.“ Angela Delacroix, Verwaltungsleiterin des Zentrums, spricht aus eigener Erfahrung. Sie hat den Kurs vor vielen Jahren selbst besucht: „Das war 1987, nach elf Jahren Familienauszeit. Schon damals ging ohne Computer nix.“ Mit dem Kurs hat sie damals den Einstieg geschafft. „Man hat mich gefragt, ob ich hier Verwaltungsleiterin werden möchte. Ich habe das Angebot angenommen.“

Nicht nur für sie hat sich die Fortbildung gelohnt. Das Programm weist eine erstaunlich hohe Erfolgsquote auf. „60 bis 70 Prozent der Frauen finden danach eine Stelle“, gibt Renate Wielpütz stolz an. Auch Berliner Unternehmen haben gute Erfahrungen mit dem Projekt gemacht. Angela Delacroix: „Berufsrückkehrerinnen sind gut im Organisieren. Unternehmen wollen die für ihre Büros. Uns rufen immer wieder Firmen an und fragen: Könnt ihr uns nicht wieder mal ein paar Frauen aus eurer Fortbildung vermitteln?“

„Ein erfolgreiches Projekt.“ Auch Harald Wolf, als Senator für Wirtschaft, Arbeit und Frauen (PDS) gewissermaßen Fachmann, war bei einer Besichtigung sichtlich angetan und lobte eifrig: „Es ist sehr wichtig, dass es diese Fortbildung gibt. Das ist sozusagen eine Investition in Humankapital.“ Dennoch gebe es leider keine vergleichbaren Angebote für diese Zielgruppe: „Frauen, die seit Jahren aus dem Arbeitsleben raus sind, haben beim Arbeitsamt keine Ansprüche auf Fortbildungen und Qualifizierungsmaßnahmen.“

Das Kreuzberger Projekt wird nicht von der Bundesanstalt für Arbeit, sondern größtenteils von der EU finanziert. So finden Frauen, die sich keine teuren Kurse bei privaten Anbietern leisten können, eine Anlaufstelle. Die Gebühr dafür ist einkommensabhängig, maximal 46 Euro müssen die Teilnehmerinnen für den gesamten Lehrgang bezahlen.

Ein günstiges Angebot, das zunehmend auch arbeitslose Frauen wahrnehmen, die keine Kinderpause hinter sich haben. Die Finanzen der Bundesanstalt für Arbeit sind knapp, es wird gespart. Wielpütz sagt: „Die Fördergelder für Fortbildungen werden nach immer strengeren Richtlinien verteilt. Viele Frauen, die dort nicht mehr unterstützt werden, kommen nun zu uns.“ Dabei seien Computerkenntnisse eine Schlüsselqualifikation, an der man nicht sparen sollte, findet Wielpütz: „Frauen, die im Computerbereich nicht qualifiziert sind, drohen dauerhaft in den Niedriglohnsektor abzusteigen.“