Neue Chance für Biodiesel

Eine EU-Förderrichtlinie soll den Marktanteil des klimafreundlichen Kraftstoffs steigern

BERLIN taz ■ Es ist der Stoff, aus dem eine neue Erfolgsstory der regenerativen Energien werden könnte: Biodiesel. Jedenfalls hat der Verband Deutscher Biodieselhersteller jetzt ein „Das ist der Durchbruch“ an den Kapitelanfang geschrieben. Gemeint ist die Biokraftstoffrichtlinie der EU, die „dieser Tage“ verabschiedet werden soll, wie Petra Spick, Geschäftsführerin des Verbandes, gestern sagte.

Tatsächlich ist die Verabschiedung nur ein formaler Akt. „Politisch sind die Förderrichtlinien seit April klar“, sagt Spick. Mit einem Aktionsplan will die Kommission die Marktanteile von Biotreibstoffen am Kraftstoffverbrauch auf 2 Prozent anheben. 2010 sollen es 5,75 Prozent sein. Erreicht werden soll das durch finanzielle Anreize. Die Staaten können Steuererleichterungen festlegen, solange sie EU-konform vorgehen. Deutschland hatte 2002 die Steuerbefreiung für Biodiesel bis 2009 befristet auf alle Biokraftstoffe ausgedehnt. Das Bundeswirtschaftsministerium muss nun prüfen, ob dies den EU-Kriterien genügt.

Entscheidend für die euphorische Einschätzung des Biodiesel-Verbandes ist aber das von der EU vorgesehene Beimischkriterium: Wie schon in Italien und Frankreich soll Biodiesel künftig bis zu 5 Prozent herkömmlichem Diesel beigemischt werden. „Da tut sich ein riesiger Markt auf“, so Geschäftsführerin Spick.

Die Branche dürfte weiter wachsen wie zuletzt: In den vergangenen vier Jahren hat sich die Produktionskapazität in Deutschland auf 1 Million Tonnen verzehnfacht, der Absatz verfünffachte sich, das Tankstellennetz verdoppelte sich auf 1.600 Biodieselzapfstellen.

Die Vorteile von Rapsölmethylester oder Fettsäuremethylester: Weil bei der Verbrennung nur so viel Kohlendioxid frei wird, wie die Rapspflanzen zuvor aufgenommen haben, ist der Kraftstoff klimaneutral. Von Natur aus schwefelfrei, ist die Rußemission zudem um knapp die Hälfte geringer. Hans-Josef Fell, forschungspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, sieht aber einen weiteren Vorteil: „Pflanzenöle geben der Landwirtschaft eine zukunftssichere Einkommensquelle.“

Das Schönste: Durch die Steuerbefreiung ist Biodiesel um 10 Cent billiger. Schätzungsweise 3 Millionen Autos sind mittlerweile vom Hersteller so ausgerüstet, dass sie Biodiesel tanken können – kostenlos bei Skoda, mit einem Aufpreis von 190 Euro bei BMW. Bis auf Ford und Opel haben alle Autohersteller in Deutschland „Bios“ im Angebot. „Von der Nachrüstung auf Biodiesel raten wir ab“, sagt Jürgen Fischer von der Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement des Verbandes. Die Investition von etwa 700 Euro würde sich nicht rechnen. NICK REIMER