Nicht verrückt, aber extrem besessen

Ob der Fall jemals vollständig aufgeklärt werden wird, bleibt fraglich: Das Metropolis und das Lichtmesz gehen in drei Filmen der Vita Charles Mansons nach, der als Drahzieher mehrerer bestialischer Massaker gilt

Viele sehen in den Ereignissen der Nacht vom 8. auf den 9. August 1969, als Mitglieder der Manson-Family in Roman Polanskis Haus in Beverly Hills eindrangen und dessen schwangere Frau Sharon Tate sowie vier anwesende Gäste ermordeten, den Anfang vom Ende der amerikanischen Gegenkultur.

Drahtzieher dieses Verbrechens sowie eines ähnlichen Massakers am Tag darauf war der mehrfach vorbestrafte Charles Manson, der dies jedoch abstreitet. „I didn‘t break the law“, beteuert der heute 70-Jährige in Der Killer der 60er Jahre – Mansons Weg zwischen Wahn und Gewalt“ in Thomas Ammans und John Longleys „Spiegel-TV-Spezial“ von 1994. Zwei Monate nach den Verbrechen verhaftet, war Manson 1971 zum Tode verurteilt worden. Das Urteil wurde nie vollstreckt, weil die Todesstrafe in Kalifornien 1972 abgeschafft wurde.

Seitdem sitzt Manson im Gefängnis und gibt von Zeit zu Zeit Interviews. Das prägnanteste wohl 1989 für Nicholas Schrecks Dokumentarfilm Charles Manson Superstar. Verrückt sei er nicht, jedenfalls nicht verrückter als Hitler, gibt er – ein Hakenkreuz auf der Stirn – darin zu Protokoll. Und verrückt kommt er einem auch nicht vor – nur extrem besessen von seinen Ideen: Auch wenn es stimmt, dass er von den Medien benutzt wurde, um den Menschen Angst vor Hippies einzujagen – Manson selbst scheint sich als eine Art nietzscheanischer Übermensch zu sehen, für den die normalen Gesetze nicht gelten. Ein Hippie war der bekennende Rassist sowieso nie und wurde es auch nicht, als er 1967, 32-jährig, nach 18 Jahren Haft wegen mehrerer mittelschwerer Straftaten auf freien Fuß kam. Obwohl er die „love & peace“ ablehnte – er sei Kind der 40er und 50er Jahre –, fiel es ihm leicht, Blumenkinder um sich zu scharen. In seiner bald gegründeten ländlichen Kommune wurde nicht nur mit Drogen experimentiert, man hielt auch Passionsspiele ab – mit Manson als Jesus ...

Der ausführlichste filmische Versuch über das Phänomen Manson ist bis heute Tom Gries‘ dreistündiger Gerichtsfilm Helter Skelter von 1976. Das auf der Fallbeschreibung des Chefanklägers Vincent Bugliosi beruhende True-Crime-Drama rekonstruiert außer dem Tathergang auch Mansons Entwicklung. Ob der Fall Manson je vollständig aufgeklärt wird, ist fraglich. Nicholas Schreck, dessen Züge einer Verschwörungstheorie tragender Charles Manson Superstar diesen teilweise verteidigt, meint inzwischen sogar Hinweise dafür zu haben, das Manson selbst bei den Blutbädern dabei war.

Eckhard Haschen

„Helter Skelter“: heute, 19 Uhr, Metropolis. „Die Killer der 60er Jahre“: 14.+15.3., 21.15 Uhr, Metropolis. „Charles Manson Superstar“: 25.3., 20 Uhr, Lichtmesz