Polen: Warum eine Frau Pferde züchtet

von GABRIELE LESSER

Malgorzata Harms züchtet Pferde in Masuren. Sie bewirtschaftet einen 40 Hektar großen Hof in Bielskie. „Als ich vor vier Jahren hier anfing, haben meine Nachbarn skeptisch geguckt“, erzählt die 40-Jährige. „Eine Frau, die Pferde züchtet, Ferien auf dem Bauernhof anbietet und noch dazu ökologische Landwirtschaft betreibt, das hatte es hier schließlich noch nicht gegeben.“

Harms ist eine von rund 400.000 Landwirtinnen in Polen, die selbstständig einen Hof führen. Doch die polnische Bäuerin ist ein weitgehend unbekanntes Wesen. In den Medien kommt sie kaum vor. Dabei wird jeder fünfte Bauernhof in Polen von einer Frau geführt. Zudem sind Polens Landfrauen gut organisiert.

In Bielskie haben die Bauern Malgorzata Harms nicht nur bald anerkannt, sondern ihr auch nachgeeifert, die eigenen Tore und Zäune neu gestrichen, auf den Höfen Ordnung gemacht. Vor den Urlaubern, die zum Teil von weither kommen – aus Deutschland, Frankreich, Italien – wollen sich alle von der besten Seite zeigen. „Von den einen habe ich Eier gekauft, von den anderen Honig. So kam ich mit allen ins Gespräch.“

Letztes Jahr hat ihre Araberstute Odessa den ersten Preis beim Rennen „Der beste Züchter“ in Wroclaw gewonnen. „Darauf bin nicht nur ich hier in Bielskie unglaublich stolz“, sagt sie. Früher habe Frauen in Polen nur dann allein einen Hof bewirtschaftet, wenn der Mann gestorben und der Sohn noch zu jung war, um das Erbe anzutreten. Heute übernehmen nicht nur immer mehr Frauen einen Bauernhof, oft genug ziehen sie ganz bewusst aufs Land, um hier eine Existenz aufzubauen.

So auch Malgorzata Harms, die in Szczecin geboren wurde, 15 Jahre in Frechen bei Köln wohnte und dann zurückzog nach Polen. „Eigentlich wollte ich einen kleineren Hof führen“, erzählt Harms. „Zunächst dachte ich nur an zwei Pferde, doch dann gab es ein günstiges Angebot für Mutterstuten.“ Heute hat sie 30 Pferde, in erster Linie arabische Warmblüter, wählt die Deckhengste selbst aus und begleitet ihre Pferde zu Rennen. „Ich bin erfolgreich“, sagt sie. „Ich gebe jeden Monat rund 3.100 Euro für das Futter der Tiere aus. Doch für die Banken bin ich nicht kreditwürdig“, beklagt sie sich. Sie hofft daher auf die EU und ausländische Banken, die Frauen als Pferdezüchterinnen akzeptieren.