Ermittlungen in Sachen Parteilichkeit

Britische Fernsehaufsicht will gegen Berichterstattungvon Murdochs Nachrichtenkanal Fox News vorgehen

BERLIN taz ■ Rupert Murdochs Kanal Fox News hat während des Irakkriegs allen anderen Nachrichtensendern den Rang abgelaufen. Jedenfalls, was eine unbedingte Haltung pro Bush nebst triefendem Hurrapatriotismus anging.

Das kam bei den ZuschauerInnen an der Heimatfront wie beim Präsidenten und seinen Stäben in Washington bestens an. Was dem Sender trotz weltweiter Werbekrise kommerziellen Erfolg sowie manch Extra-Soundbite aus der Administration bescherte, hat auf der anderen Seite des Atlantiks dagegen eher die umgekehrte Wirkung. Und das nicht etwa bei den abtrünnigen Alteuropäern in Paris und Berlin. Sondern beim Lieblingspartner und Kriegskoalitionär Großbritannien.

Die britische TV-Aufsicht Independent Television Commission (ITC), eine Art Presserat des Fernsehens, ermittelt wegen zu einseitiger Berichterstattung gegen den auch in Großbritannien ausgestrahlten Nachrichtenkanal. Sollte sie zu dem Schluss kommen, dass Fox News gegen die „gebotene Unparteilichkeit“, die allen Sendern mit Nachrichtenprogrammen auferlegt ist, verstößt, könnte sie dem Kanal die Lizenz für den britischen Hoheitsbereich entziehen.

Zu dieser drastischen Maßnahme hatte die ITC zuletzt 1999 gegriffen. Damals musste der kurdische Kanal Med TV den Sendebetrieb einstellen, weil er nach Ansicht der Kommission trotz mehrerer Ermahnungen weiter dauerhaft gegen das Unparteilichkeitsgebot verstieß.

Bei der ITC sind auch zahlreiche Zuschauerbeschwerden über die einseitige Berichterstattung von Fox News eingegangen. Nach Berichten des Guardian ist aber nicht klar, ob sich die ITC gegen den Murdoch-Sender durchsetzen kann, der über die ebenfalls zu Murdochs Medienimperium gehörenden Pay-TV-Plattform BSkyB verbreitet wird. – Denn der australobritische Unternehmer mit US-Pass beherrscht außerdem den britischen Pressemarkt mit überregionalen Titeln von der altehrwürdigen Times bis zum Boulevardblatt Sun und hat kürzlich erst Tony Blairs Labour-Regierung dazu bewegen können, ein neues, ihm genehmes Mediengesetz auf den parlamentarischen Weg zu bringen. Die neue Communications Bill soll voraussichtlich im Herbst Gesetzesstatus erlangen. Sie mildert diverse Kartellvorschriften im Medienbereich ab – und soll die künftige Rolle der bislang von der ITC ausgeübten TV-Aufsicht neu definieren. STG