Die Größte war gestern

Essen und Dortmund wollen nichts vom Einwohnerstreit wissen. Die Städte haben ganz andere Pläne und Visionen

RUHR taz ■ Essen ist längst nicht mehr die Größte. Mittlerweile hat auch Stuttgart die Ruhrgebietsstadt überholt, denn in der Schwabenmetropole wohnen knapp 4.000 Menschen mehr. Eigentlich darf sich Essen auch nicht mehr größte Stadt des Ruhrgebiets nennen, tut es aber trotzdem.

Auf ihrer Homepage lockt die Stadt Essen noch mit der Bezeichnung „größte Stadt im Ruhrgebiet“. Es handle sich dabei um ein Versehen, sagt Pressesprecher Detlef Feige, „Wir wollen natürlich niemandem vorgaukeln, wir seien die Größten.“ Dortmund hat das Rennen gemacht, nach Auskunft des Landesamtes für Statistik und Daten schon vor einem Jahr. Eigentlich darf Dortmund sich nun größte Stadt nennen. Doch die Dortmunder finden das nicht wichtig. „Wir legen darauf keinen gesteigerten Wert“, sagt Pressesprecher Hans-Joachim Skupsch. Dortmund wolle seinen Vorsprung ausbauen. Statt Energien in eine Imagekampagne in dieser Richtung zu stecken, konzentriere sich die Stadt auf die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Berthold Haermeyer vom Amt für Statistik und Wahlen meint, dass die Öffentlichkeit Dortmund bereits als die größte Stadt des Ruhrgebiets wahrnimmt. „Die lokale Presse nennt Dortmund schon so“, sagt Haermeyer.

Doch Essen hält dagegen: „Wir sind das Zentrum des Ruhrgebiets“, meint Pressesprecher Feige. Die zwölf wirtschaftsstärksten Unternehmen der Region, das Weltkulturerbe Zeche Zollverein und die Messe machten Essen zum Kern der „Ruhrstadt“. „Dortmund ist eher das Tor zu Westfalen“, so Feige. Dass Essen jedes Jahr weniger Einwohner hat, liegt nach Feiges Angaben daran, dass mehr Leute sterben, als Kinder geboren werden. „Die Leute ziehen nicht weg, es kommen einfach nicht genug nach“, sagt Feige. Ellen Reglitz