DIE HÖHERE TABAKSTEUER HILFT EICHEL, NICHT DEM GESUNDHEITSSYSTEM
: Rauchen fürs Vaterland

Ulla Schmidt hat trotz ihrer rheinischen Betulichkeit etwas vom HB-Männchen. Viel Bewegung, noch mehr Aktivismus – doch das meiste verpufft. Jetzt also die Erhöhung der Tabaksteuer. In Schmidts Gemischtwarenapotheke ist das jetzt das vorerst letzte Angebot zur Sicherung der maroden Sozialsysteme. Vordergründig ein ebenso einleuchtender wie populärer Vorschlag. Bei genauerem Hinschauen basiert er jedoch auf einem populären Irrtum und hat mehr unerwünschte Nebenwirkungen als lindernde Effekte.

Denn aus gesundheitspolitischer Sicht hat Schmidts Vorschlag wenig Sinn: Das Gesundheitswesen wird schließlich keineswegs billiger, wenn weniger Menschen zur Zigarette greifen. Im Gegenteil. Gesundheitsökonomisch gesehen tragen langjährige Raucher sogar dazu dabei, Ressourcen zu sparen: Sie sterben früher und vor allem meistens schneller. Seltener als kranke Nichtraucher siechen sie langjährig dahin. Seltener belasten sie die Sozialsysteme durch kostenintensive Langzeitbehandlungen.

Zwar gingen in einer nikotinfreien Gesellschaft die jährlichen Gesundheitskosten pro Kopf zurück, weil kurzfristig weniger Lungenleiden, Herzinfarkte und Krebserkrankungen auftreten würden. Doch langfristig fallen in den gewonnenen Lebensjahren zusätzliche Krankheitskosten an – und die sind zumeist teurer als die akute Behandlung malader Raucher.

Vielleicht weiß Schmidt aber auch, dass frühere Erhöhungen der Tabaksteuer keinen Raucher beeindruckt und von Lust und Sucht abgehalten haben. Die Zahl der Qualmer blieb nach solchen ordnungspolitischen Maßnahmen stets konstant. Insofern ist Schmidts Vorschlag als Feldzug gegen das Rauchen vollkommen untauglich – stopft aber kurzfristig Haushaltslöcher. Redlicherweise müsste man dies auch zugeben und nicht irreführende Rauchzeichen geben. WERNER BARTENS

Werner Bartens ist Nichtraucher, Redakteur der Badischen Zeitung und Autor von „Was hab ich bloß? Die besten Krankheiten der Welt“ (Droemer).