„Das ist ja fast wie Rasieren“

Beris, Marco und Stefan schauen sich Frauenarbeitsplätze an. Tauschen wollen sie nicht

BERLIN taz ■ Bilkay Öney hat sich spontan zur „Perversion des Girls’ Day“ entschlossen, wie sie sagt. Als die Pressereferentin des BildungsWerks in Kreuzberg die Einladung zum Girls’ Day bekam, waren die Mädchen schon alle für Prüfungen und Praktika eingeplant. Also müssen heute die Jungen in typische Mädchenausbildungen.

Die zehn sehen schon so aus, als würden sie nix mit Mädchenkram zu tun haben wollen. Die eine Hälfte in Blaumännern und betont gelangweilt, die andere Hälfte mit Goldketten oder Basecaps. Sie wollen Metallbauer oder Teilezurichter – beides „der moderne Name für Schlosser“ – werden. Jetzt stiefeln sie die vier Etagen des Werks hoch, das sozial Benachteiligten zwanzig Lehrberufe bietet, zu den Mädchen in die Friseurwerkstatt. Die jungen Männer drängeln sich in der Ecke. Mitmachen will niemand, das wollen die drei Modelle, die gerade eine Tönung kriegen, vielleicht auch nicht unbedingt.

Die Reaktionen sind gespalten. Beris findet den Beruf nicht so schlimm, kennt ihn auch schon ganz gut, weil er die Mädchen hier öfter mal besucht. Er rasiert jeden Tag gründlich und erkennbar seinen schmalen Bart aus. „Ist ja fast dasselbe.“ Marco findet aber, dass man die „harten Sachen eben eher vom Vater lernt und dann an denen auch eher Interesse hat“.

„Niemals!“, sagt René hinten in der Ecke. Und das sagt er auch bei den Näherinnen und bei den Floristinnen, kaum hat er die Tür durchschritten. Renés Gewissheit bleibt ungeklärt, bis er sagt, die Nähmaschinen seien ihm nicht geheuer – man könne sich in den Finger piksen. Die Teilezurichtermaschinen seien besser geschützt.

Stefan ist der Avantgardist der Gruppe. Er ist der Erste, der sich an einer krummen Papiernaht versucht und das lustig findet, weil die Nähmaschinenpedale wie die im Auto funktioniert: „Wo ist denn hier der Rückwärtsgang?“ Da wollen die anderen auch.

MAREKE ADEN