Sechs Tote in Haiti

Schüsse bei einer Demonstration von Aristide-Gegnern treffen auch einen spanischen Kameramann tödlich

SANTO DOMINGO taz ■ In Haitis Hauptstadt Port-au-Prince sind am Sonntag sechs Menschen bei einer Demonstration durch Schüsse getötet worden. Zu dem Marsch hatten Gegner des vor einer Woche ins Exil getriebenen Staatspräsidenten Jean-Bertrand Aristide aufgerufen.

Unter den Toten ist auch ein Kameramann des spanischen Fernsehsenders Antenna 3. Mindestens 34 Menschen sollen zum Teil schwer verletzt worden sein.

Zu der Schießerei kam es vor dem Präsidentenpalast im Zentrum der Hauptstadt, der von schwer bewaffneten US-Marines bewacht wird. Während sich die etwa zehntausend Menschen auf dem Mars-Platz bereits zerstreuten, fielen Schüsse. Anhänger und Gegner beschuldigten sich gegenseitig, in die Menge gefeuert zu haben. Micha Gaillard, ein Sprecher der Demokratischen Konvergenz, warf den internationalen Streitkräften vor, nicht eingeschritten zu sein. „Eine Demonstration zur Feier der Befreiung Haitis von Gewaltherrschaft ist in einem Blutbad geendet“, sagte Gaillard.

Französische und US-amerikanische Soldaten auf gepanzerten Fahrzeugen hatten die fröhlich feiernde Menschenmenge auf ihrem Marsch vom rund fünf Kilometer entfernten Vorort Pétionville in die Innenstadt von Port-au-Prince begleitet, hatten sich jedoch bereits zurückgezogen, als die Schüsse fielen.

Am Morgen hatten vor dem Regierungspalast etwa tausend Anhänger Aristides gegen dessen Entfernung aus dem Amt und die Anwesenheit ausländischer Truppen protestiert. In einem Telefoninterview mit dem französischen Sender RTL forderte Aristide seine Anhänger zu friedlichem Widerstand auf.

HANS-ULRICH DILLMANN