Hähnchen erkrankt

Erster „starker Verdacht“ auf Geflügelpest in NRW. 72.000 Tiere notgeschlachtet, Transportverbot für Bruteier

BOCHUM taz ■ Heute hätten in Nordrhein-Westfalen wieder Brieftauben fliegen und Geflügel frei laufen dürfen. Doch die Entwarnung kam zu früh: Der erste „starke Verdacht“ auf Geflügelpest in Deutschland ist im nordrhein-westfälischen Viersen aufgetreten. Schon am Mittwoch wurden bei einem Hähnchen des Mastbetriebes nahe der holländischen Grenze in einem Schnelltest die tödlichen Viren der Seuche entdeckt.

NRW-Landwirtschaftsministerin Bärbel Höhn (Grüne) betonte, für normale VerbraucherInnen bestehe keine Gefahr. Sie verhängte eine sofortige Transportsperre für Lebendgeflügel in ganz NRW. Das Verbot gilt auch für den Transport von Bruteiern sowie die Verwendung von Geflügelgülle. Um eine mögliche Ausbreitung der Seuche zu verhindern, werden alle Geflügeltiere in einem Radius von drei Kilometern um den betroffenen Mastbetrieb getötet. Davon sind nach derzeitigen Erkenntnissen bis zu 75.000 Tiere betroffen

Ob es sich tatsächlich um die höchst ansteckende Erkrankung handelt, wird eine Virusanalyse erst in vier bis sieben Tagen zeigen. Bis dahin bleiben alle Vorsorgeregelungen in Kraft. So muss in ganz Deutschland die Haltung von Geflügel den Behörden angezeigt werden.

Offensichtlich ist eine Informationspanne zwischen Ministerium und der zuständigen Bezirksregierung Düsseldorf für die späte Reaktion verantwortlich. Noch gestern Nachmittag, einen Tag nach dem ersten Verdacht, hatte Höhn Entwarnung bei der Geflügelpest gegeben. „Wir wurden viel zu spät informiert“, sagte Caroline König, die Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums. Die Bezirksregierung habe schon am Mittwochabend von dem Viersener Verdacht gewusst und erst am Donnerstag das Ministerium informiert. König: „Das wird Konsequenzen haben.“

Wegen des Geflügelpest-Erreger wurden in den Niederlanden seit Anfang März 26 Millionen und in Belgien 2,5 Millionen Geflügeltiere notgeschlachtet. Die Schäden werden in den Niederlanden auf täglich mehrere Millionen Euro geschätzt. Auch für den Menschen kann der Virus entgegen ersten Annahmen gefährlich sein. ANNIKA JOERES